INV-SCL915 Mattenweg 6, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SCL915
Signatur Archivplan:SCL915
Titel:Mattenweg 6
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (Kurzinventar 1998)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Schöftland
Adresse:Mattenweg 6
Versicherungs-Nr.:89
Parzellen-Nr.:1222
Koordinate E:2646129
Koordinate N:1239727
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646129&y=1239727

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:SCL916, SCL917
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Dokumentation

Würdigung:Wohl aus dem 18. Jahrhundert stammender spätbarocker Mauerbau, der nach einem Brandfall in den 1970er Jahren mit einem neuen Ründidach und zierbeschnitzten Bügen versehen wurde. Für ein bäuerliches Wohnhaus ungewöhnlich ist die reich instrumentierte Haustein-Mittelachse aus Sandstein, welche auf eine begüterte Bauherrschaft hindeutet. Mit den benachbarten Wohnhäusern Mattenweg 4 (Bauinventarobjekt SCL916) und Mattenweg 2 (Bauinventarobjekt SCL917), einer zugehörigen grossvolumigen Doppelscheune sowie weiteren Nebengebäuden bildet das Gebäude eine intakte ländliche Baugruppe östlich der Suhre, welche die Wohnverhältnisse der bäuerlich-gewerblichen Oberschicht repräsentiert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Über die geschichtlichen Hintergründe des ausnehmend schmucken Wohnhauses ist nur wenig bekannt. Als Bauherrschaft vermutet man die wohlhabende Familie Christen, welche im 17./18.Jh. einen beträchtlichen Teil des Schöftler Bodenzinses bezog und etliche Male den Untervogt stellte (1589 Hans, 1711 Melcher, 1751 Peter und 1757 Heinrich). 1601 gehörte die südöstlich gelegene Obere Mühle Peter Christen; spätestens 1616 war auch die nicht allzu weit flussabwärts stehende Sägemühle im Besitz der Familie [1].
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird allerdings ein gewisser Jakob Wirz als Eigentümer eines "Wohnhauses von Stein, mit gewölbtem Keller und Ziegeldach" aufgeführt [2]. Zur Liegenschaft gehörte damals eine "Scheune von Holz und Stein, mit Strohdach", welche später dem Ökonomiegebäude Vers.-Nr. 265 Platz gemacht hat. 1855 ging das Anwesen an Johann Walti und 1894 schliesslich an Friedrich Gloor, Küfer, über.
In den 1960er Jahren erfolgte durch Architekt Kurt Fehlmann, Schöftland, eine umfassende Renovation des Hauses. Nach einem Brandunglück in den 1970er Jahren musste der gesamte Dachstock nach den zuvor angefertigten Plänen Fehlmanns rekonstruiert werden; damals wohl erhielt das Haus sein heutiges Erscheinungsbild mit Ründi und die zierbeschnitzten Büge [3]. 1989 fanden Umbauten im Innern statt, 2015 erfolgte eine neuerliche Aussenrenovation.
Beschreibung:Die westlich der Suhre gelegene ländliche Baugruppe "In den Matten" setzt sich aus drei freistehenden Wohnhäusern (Vers.-Nrn. 82, 83, 89), einer quergestellten grossvolumigen Doppelscheune (Vers.-Nr. 80A/B) und einem rückwärtigen Ökonomiekomplex (Vers.-Nr. 265) zusammen.
Beim südlichsten Wohnhaus Mattenweg 6 handelt es sich um einen stattlichen zweigeschossigen Mauerbau unter ausladendem Gehrschilddach mit Ründi und zierbeschnitzten Bügen, deren nördliche mit einem rot eingefärbten Stabwulstmotiv verziert sind. Gequaderte Ecklisenen und regelmässig gesetzte Stichbogenfenster mit Gewänden aus Sandstein geben dem Gebäude ein stattliches, klar gegliedertes Erscheinungsbild. Die fünfachsige, nach Osten zur Suhre gerichtete traufseitige Schaufassade zeigt eine ungewöhnliche Mittelpartie in der Form einer unverputzt belassenen Hausteinachse.
Den Hauptakzent dieser aus lokalem Sandstein gefertigten, aufwendig instrumentierten Mittelachse bildet das mit breiter Kehle und Wulstmotiven profilierte Rundbogenportal, dessen Scheitel eine skulptierte, von Blumen- und Früchteranken umspielte Kartusche mit Emblemen des Handwerker- und Bauernstands sowie einem Hauszeichen schmückt; Türblatt dem Original nachgebildet. Mit barocken Rocaillenmotiven verziert sind auch Sims und Bogenschluss des darüberliegenden Fensters, das wie die übrigen Fenstereinfassungen mit einem Ladenfalz und einem gerundet profilierten Gesims ausgestattet ist. Schmiedeeiserne Gitter an den Fensteröffnungen im Erdgeschoss könnten auf eine spezielle Funktion der dahinter liegenden Räume hinweisen, welche bisher allerdings nicht geklärt ist. An beiden Trauffassaden wurde jeweils eine Fensterachse nachträglich zugemauert, was auf nachträgliche Nutzungsänderungen schliessen lässt. Der rückwärtigen, westlichen Trauffassade vorgelagert ist eine zweigeschossige, offene Laubenfront (vollständig erneuert).
Das Hausinnere zeigt ein bei stattlicheren Wohnhäusern verbreitetes Grundrissmuster mit zentral durchlaufendem Quergang samt Treppenhaus sowie beidseits anschliessenden Räumen. Küche und Esszimmer nehmen dabei die südliche Haushälfte ein, während der nördliche Gebäudetrakt in den heutigen Verhältnissen als grosser, ungeteilter Wohnraum ausgebildet ist. Im Obergeschoss wiederholen sich die Verhältnisse mir durchlaufendem Gang und seitlich angeordneten Kammern. Vom Hausgang aus erschliessen sich zwei tonnengewölbte Keller (Hausinneres gemäss Plänen von 1989).
Anmerkungen:[1] Freundliche Mitteilung Franz Kamber, Schöftland (1998).
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938. – Bei Jakob Wirz handelt es sich womöglich um einen Verwandten des von Menziken zugewanderten Melchior Wirz (1775-1847), welcher in der Zeit um 1805 als Eigentümer der beiden Nachbarliegenschaften Mattenweg 2 und Mattenweg 4 (Bauinventarobjekte SCL916, 917) ausgewiesen ist.
[3] Auf einer historischen Luftaufnahme um 1915 ist das Gebäude noch mit Teilwalm und ohne Ründi erkennbar (vgl. Bilddokumentation).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Gemeinde Schöftland, 4144-17.
Literatur:- Heinz Baumann/Walter Widmer, Weisch no? Alte Photographien aus dem Ueker-, Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1981, S. 68.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128346
 

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