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Die Nanotechnologie ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft

Das Swiss Nanoscience Institut (SNI) ist seit dem Jahr 2006 eine Initiative der Universität Basel und des Kantons Aargau. Als Exzellenzzentrum für Nanowissenschaften und Nanotechnologie fördert das SNI Forschung, Ausbildung und Technologietransfer in der Nordwestschweiz. Heute im Interview: Dr. Christine Möller vom Swiss Nanoscience Institut an der Universität Basel. Wir haben Dr. Möller über die Nanotechnologien befragt. Sie gab uns einen Einblick in Projekte und wie Aargauer Unternehmen von den Leistungen des SNI profitieren können.

Standortförderung: Frau Möller, Warum sind Nanotechnologien so wichtig für die Zukunft?

Möller: Nanotechnologien sind wichtig für unsere Zukunft, da sie in zahlreichen Bereichen Einfluss nehmen und zu Innovationen führen können.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich mit Strukturen und Phänomenen beschäftigen, die in der Nanowelt, in der Welt der einzelnen Atome und Moleküle, stattfinden. Definitionsgemäss sprechen wir von «Nano» bei Strukturen unter 100 Nanometern. In der Nanowelt herrschen andere Gesetze als in der uns vertrauten Makrowelt. Diese Gesetze müssen erforscht werden, bevor sie in der Nanotechnologie angewendet werden können.

Standortförderung: In welchen Bereichen können Nanotechnologien im Alltag eingesetzt werden. Was bedeutet das für den Standort Aargau?

Möller: Nanotechnologien können in fast allen Bereichen unseres Lebens eingesetzt werden. Es beginnt beim Tennisschläger, der Kohlenstoff-Nanoröhrchen enthält, die ihn leicht und stabil machen oder bei einer Silberbeschichtung des Kühlschranks, welche Bakterien hemmt.
Das SNI beschäftigt sich mit deutlich komplexeren Themen. So werden hier ganz neue Materialien erforscht, die in der Natur nicht vorkommen, aber ungeahnte Eigenschaften besitzen und sich beispielsweise in der Informationstechnologie der Zukunft einsetzen lassen. Es werden neue Methoden untersucht, um Oberflächen im Nanometermassstab zu strukturieren, sodass sie beispielsweise den Bewuchs mit Bakterienfilmen verhindern oder eine viskose Flüssigkeit besser fliessen lassen. Dank Nanotechnologien wird es neue Methoden der Verabreichung von Medikamenten geben, die den Wirkstoff direkt am Wirkort freisetzen und den Körper damit insgesamt weniger belasten.
Wichtig sind auch neue Analysemethoden, die in der Lage sind, die winzigen Nanopartikel, die auch auf natürliche Art und Weise entstehen können, nachzuweisen und verfolgen zu können. Der grosse Bereich der Diagnostik und Sensorik baut auf nanotechnologischen Methoden auf, da Geräte immer leistungsstärker aber auch kleiner werden sollen.
Für Unternehmen im Kanton Aargau, wie auch sonst auf der Welt, bedeutet die Entwicklung in den Nanotechnologien, dass sie die stattfindenden Innovationen nicht verpassen dürfen.
Über das Hightech Zentrum Aargau (HTZ) haben Unternehmen die Möglichkeit, sich beraten zu lassen und Partner für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer Herausforderung zu finden. Einer dieser Partner könnte das SNI an der Universität Basel sein. Das Institut besteht aus einem interdisziplinären Netzwerk mit Forschenden unterschiedlicher Disziplinen von der Universität Basel, der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), dem Paul Scherrer Institut PSI, dem CSEM in Muttenz, dem Technologietransfer-Zentrum ANAXAM sowie dem Departement für Biosysteme der ETH Zürich in Basel.

Standortförderung: Was bietet das SNI den Unternehmen im Aargau und wie können diese von Ihren Leistungen profitieren?

Möller: Unternehmen aus dem Kanton Aargau haben die Möglichkeit von der Expertise der SNI-Netzwerkpartner zu profitieren. Sie können sich zusammen mit mindestens zwei Projektpartnern aus dem SNI-Netzwerk um die Förderung eines 1- bis 2-jähigen Forschungsprojekts im Rahmen des angewandten Nano-Argovia-Programms bewerben.
Industrieunternehmen aus dem Aargau können an dem jährlich stattfindenden Nano-Tech Apéro des SNI teilnehmen und sich dort über laufende oder kürzlich beendete Nano-Argovia-Projekte informieren und Kontakt mit Forschenden aus dem SNI-Netzwerk knüpfen.

Swiss Nanoscience Institute, Universität Basel

Standortförderung: Können Sie uns Einblick in spezifische Projekte des SNI geben?

Möller: Das Programm Nano-Argovia dient zur Förderung der Innovation und schlägt eine Brücke zwischen der grundlagenwissenschaftlichen Forschung am SNI und den Anwendungen in der Industrie. Über bestehende Kontakte der Wissenschaftler im SNI-Netzwerk, direkte Anfragen aus Firmen und über das Hightech Zentrum Aargau in Brugg, dem Kernstück des Hightech-Programms des Kantons Aargau, wird die Zusammenarbeit mit Firmen im Kanton Aargau gefördert.

Hier ein paar Beispiele der Nano-Argovia-Projekte aus dem Jahr 2019:

KOKORO: Projekt in Zusammenarbeit mit Omya International AG (Oftringen):
Entwicklung eines neuartigen, dreidimensionalen Herzmodells mit einem Cellulose-Papier-Gerüst und verschiedenen Gewebelagen, das wie bei Origami gefaltet wird. Das Modell soll zur Untersuchung von Wirkstoffen eingesetzt werden und damit die Zahl von Tierversuchen reduzieren.

NanoCoat: Projekt in Zusammenarbeit mit Medicoat AG (Mägenwil):
Entwicklung eines kostengünstigen Prozesses um die Zahnoberfläche von Zahnimplantaten zu modifizieren, sodass das Implantat besser in den neu wachsenden Knochen integriert und damit eine bessere Stabilität des Implantats erzielt wird.

LASTRUPOL: Projekt in Zusammenarbeit mit Gemalto AG (Aarau):
Entwicklung eines neuen Fabrikationsprozesses für Sicherheitselemente auf Ausweisdokumenten

Weitere Beispiele aus dem letzten Jahr finden Sie im Jahresbericht 2019:
Projekte 2019.

Standortförderung: Wie sieht die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Hightech Zentrum Aargau aus?

Möller: Die Zusammenarbeit mit dem Hightech Zentrum Aargau findet auf verschiedenen Ebenen statt. Zum einen empfiehlt das HTZ bei Beratungen von Firmen das SNI als möglichen Forschungspartner und als Geldgeber für Forschungsprojekte im Rahmen des Nano-Argovia-Programms. Zum anderen organisieren SNI und das HTZ zusammen verschiedene Events, so zum Beispiel der Praxiszirkel Life Sciences im letzten Herbst, der an der Universität Basel stattfand.
Für eine gute Zusammenarbeit findet ein regelmässiger Informationsaustausch statt, so dass das SNI und das Hightech Zentrum über die jeweiligen Aktivitäten informiert sind und bei Anfragen auf den Partner verweisen können.

«Mission Innovation» im Hightech Zentrum - Schwerpunkt Nano- und Werkstofftechnologien: Ein Statement von Dr. Marcus Morstein, Schwerpunktleiter

Innovation war schon immer der Haupttreiber der wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz. Seit der Gründung des Hightech Zentrums Aargau als Kernstück der Hightech-Initiative des Kantons hilft der Schwerpunkt Nano- und Werkstofftechnologien beim Transfer von Wissen in die industrielle Praxis. Unternehmen – vor allem KMU – wurden seit 2013 bereits mit über 300 konkreten Nano-Innovationsprojekten unterstützt. Dazu greift das HTZ auf ein schweizweites und bei Bedarf internationales Netzwerk an Forschungspartnern zurück, fördert, berät und begleitet von der Idee bis zur Umsetzung.
Ausserdem setzten wir in diesem Themenbereich Akzente mit Veranstaltungen, zum Beispiel den vier Nano-Praxiszirkeln und der Grossveranstaltungsreihe «Nano und Industrie», die jährlich durchgeführt wird. Das HTZ beteiligt sich zudem regelmässig mit einer angewandten Session an der Swiss Nano-Convention.
Im letzten Jahr hat das HTZ die neue Community-Plattform nano.swiss initiiert, die als schweizweites Netzwerk den Unternehmen ermöglicht, Partner für ihre Projekte zu finden – zum Beispiel aus dem SNI.

Interdisziplinäres Netzwerk im Aargau (Forschungspartner):
Swiss Nanoscience Institute (SNI)
Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW)
Paul Scherrer Institut PSI
Technologietransfer-Zentrum ANAXAM

Mehr Praxisbeispiele von Aargauer KMU zu Nanotechnologien:
Praxisbeispiele

Nächste Veranstaltung zur Nanotechnologie:
Polymer Replication on Nanoscale (PRN) 2021

Ansprechpartner bei Fragen zu Nanotechnologien:

Dr. Christine Möller
Swiss Nanoscience Institute
Tel.: +41 61 207 37 96

Dr. Marcus Morstein
Hightech Zentrum Aargau AG
Leiter Nano- und Werkstofftechnologien
Technologie- und Innovationsexperte
Tel.: +41 56 560 50 57

(vom 10. Juni 2020)

Jenny Müller
Praktikantin Standortmarketing