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Fokusthema Energie #5: "Die dezentralisierte Struktur des Kantons Aargau passt sehr gut zur Energieversorgung der Zukunft"

Die Standortförderung geht 2020 den Dingen auf den Grund und stellt Themen in den Fokus, welche den Kanton Aargau prägen. Im Rahmen unseres ersten Fokusthemas "Alles rund um den Energiekanton Aargau" befragen wir regelmässig wichtige Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung. Heute im Interview: Dr. Peter Morf, Schwerpunktleiter Energietechnologien und Ressourceneffizienz am Hightech Zentrum Aargau. Er erklärt im Interview, inwiefern Unternehmer im Aargau von den Services des Hightech Zentrums profitieren und gibt Einblicke, warum ihn der Kanton fasziniert.

Standortförderung: Herr Morf, welchen Service bietet das Hightech Zentrum Aargau Unternehmen im Aargau – spezifisch beim Thema Energie/Energietechnologie?

Morf: Zusätzlich zur Innovationsberatung, die wir über alle Technologiefelder hinweg anbieten, versuchen wir die kantonalen Akteure im Bereich der Energietechnologien und Ressourceneffizienz verstärkt zu vernetzen, das Wissen zu Zukunftstechnologien aktuell zu halten und auch den Kontakt in die Hochschulen zu pflegen und zu vertiefen. Dies ermöglicht es uns, für die drängenden Fragen der KMU die passenden Kontakte zu vermitteln und wenn möglich, Innovationsprojekte anzustossen.

Konkret heisst das, dass wir gemeinsam mit KMU versuchen, die Effizienz eines gesamten Produktionsprozesses zu steigern oder Teile eines Produktes zu verbessern, was in weniger Material- und Energieeinsatz resultiert. Natürlich unterstützen wir auch innovative Anstrengungen gänzlich neue Produkte zu produzieren und marktgerecht zu lancieren. Da Innovationen oft zeitintensiv sind und den Einsatz zusätzlicher Ressourcen erfordern, entlasten und stärken wir somit Aargauische Unternehmen mit unseren meist kostenlosen Services.

Standortförderung: Können Sie uns Einblick in spezifische Projekte geben?

Morf: Das Hightechzentrum Aargau unterhält in Zusammenarbeit mit dem Verband Aargauischer Stromversorger (VAS) einen Praxiszirkel, in dem Lösungen für Probleme der Energieversorgung diskutiert und aufgezeigt werden. Wir bieten mit dem Praxiszirkel eine Vernetzungsplattform für Energieversorgungsunternehmen (EVU), Fachleute sowie Unternehmen mit Produkten oder Dienstleistungen für die Energiebranche.

Zudem organisieren wir gemeinsam mit Opendata.ch und der Zukunftsregion Argovia die Veranstaltung «Energy Data Hack Days» – da werden mit der Bereitstellung von Energiedaten, Lösungen für die Zukunft gesucht. Das Hightech Zentrum unterstützt auch als Partner: Bei der Fachreihe «citelligent – Lösungen für die Stadt von morgen» beispielweise. Dort werden mithilfe von Fachtagungen unmittelbar und mittelbar realisierbare Digitalisierungslösungen für Probleme von Städten und Gemeinden erarbeitet.
Doch die Vielzahl unserer Innovationsprojekte führen wir direkt mit Aargauer Unternehmungen durch, indem wir Hilfestellung leisten bei der Suche nach einem geeigneten Forschungsinstitut, bei der Definition des Projektrahmens oder bei der ersten Finanzierung.

Standortförderung: Warum ist das Hightech Zentrum im Kanton Aargau angesiedelt?

Morf: Da der Aargau stärker industrialisiert ist als andere Kantone, besteht hier viel Entwicklungspotential bezüglich technologischer Innovation und dementsprechend grosser Unterstützungsbedarf für KMU – speziell in der Prozess- und Produktinnovation. Der Kanton Aargau hat erkannt, dass sein schweizweit herausragender industrieller Sektor und speziell die KMU unter Druck kommen und versucht, mit dem Programm des Hightech Zentrums Aargau Innovationsunterstützung zu leisten und Impulse zu setzen. Das Hightech Zentrum unterstützt im Rahmen seiner Möglichkeiten auch Start-ups, jedoch liegt der Fokus auf KMU. Der Grund dafür ist, dass Veränderungsprozesse in bestehenden Strukturen von etablierten Firmen bei geringerem Risiko mehr Innovations- und vor allem Wachstumspotential bergen.

Standortförderung: Der Kanton Aargau gilt als Energiekanton – gegenwärtig als auch historisch. Wie schätzen Sie die energietechnische Entwicklung des Kantons Aargau ein?

Morf: Der Umbau der bestehenden Industrie und die Ausrichtung der Energietechnologielandschaft ist voll im Gange – in einem industrialisierten Kanton wie dem Aargau also speziell spürbar. Die politische Grosswetterlage mit der Energiestrategie auf Bundesebene genauso wie die Neuerungen im Bereich der kantonalen Gesetzgebung weisen in dieselbe Richtung. Wir verfolgen, dass Firmen diese Trends nun auch vermehrt in ihre Innovationsbestrebungen aufnehmen, was uns positiv stimmt und wir natürlich nach Kräften unsere Unterstützung in viele konkrete Projekte mit Unternehmen einfliessen lassen.

Standortförderung: Was fasziniert Sie persönlich am Kanton Aargau?

Morf: Spannend am Aargau finde ich, dass es im Kanton kein wirkliches Zentrum gibt. Aarau ist zwar Kantonshauptstadt, aber es gibt ähnlich grosse und wichtige Städte und Gemeinden im Aargau. Diese dezentralisierte Struktur spiegelt für mich die Energieversorgung der Zukunft und deren erfolgreiche Umsetzung wider – peripher organisiert und auf grosse Selbstinitiative seitens Bevölkerung und Unternehmer beruhend. Hier liegen enorme Potentiale, welche es in der näheren Zukunft zu heben gilt.

(vom 24. März 2020)

Anja Borchart
Projektleiterin Standortmarketing