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Gesundheit im Kanton Aargau

Psychische Gesundheit

In der Leistungsgesellschaft wird selten über psychische Gesundheit und Probleme geredet. Ein Netzwerk will mithelfen, dieses Tabu zu brechen.

5 Icons, welche psychische Gesundheit wiederspiegeln. Unter "Einzelne Aspekte unter der Lupe"  werden die einzelnen Icons genauer angeschaut.
© BurgerGasser GmbH

Jede siebte Person im Kanton Aargau fühlt sich psychisch belastet und jede dritte ist von Einsamkeit betroffen. Hinzu kommt, dass über die Hälfte der Aargauerinnen und Aargauer über ein mittleres der tiefes Energie- und Vitalitätsniveau verfügt, was ebenfalls auf eine belastete psychische Gesundheit hindeuten kann. Sensibilisierung und der Zugang zu Hilfsangeboten bleiben wichtig: Denn tiefe Kontrollüberzeugung, Depressionssymptome und entsprechende Behandlungen nehmen in der Aargauer Bevölkerung stetig zu.

Hintergründe und Zusammenhänge

Immer mehr Aargauerinnen und Aargauer berichten über Depressionssymptome. Inzwischen ist jede dritte Person niedergeschlagen, freud- und mutlos oder erschöpft. Behandlungen psychischer Probleme nehmen ebenfalls stetig zu.

Die ausgewählten Aussagen zur psychischen Gesundheit geben auch Hinweise darauf, wie die psychische Gesundheit gestärkt werden kann. Wenn es um die Bewältigung von Alltagsproblemen und Krisen geht, sind nahestehende Personen genauso wichtig wie die Überzeugung, über das eigene Leben selbst bestimmen zu können.

Einzelne Aspekte unter der Lupe

Symptome mittlerer oder hoher psychischer Belastung

Mensch, der bei einem Fenster sitzt und nachdenklich hinausschaut.
© BurgerGasser GmbH

13,3% der Aargauer Bevölkerung weisen Symptome mittlerer oder hoher psychischer Belastung auf. Der Indikator stützt sich auf die Häufigkeit von fünf Gemütszuständen innerhalb von vier Wochen: Nervosität, Niedergeschlagenheit, Deprimiertheit, Gelassenheit und Glücksgefühle.

Psychische Belastungen können ein breites Spektrum an Beschwerden umfassen. Sie reichen von leichten emotionalen Stresszuständen bis hin zu eigentlichen psychischen Störungen. Um die psychische Belastung zu ermitteln, werden in der Schweizerischen Gesundheitsbefragung drei negative Gemütszustände (Nervosität; Niedergeschlagenheit oder Verstimmung; Entmutigung oder Deprimiertheit) und zwei positive (Ruhe, Ausgeglichenheit oder Gelassenheit; Glücksgefühle) verwendet. Aufgrund der Angabe, wie häufig das Gefühl in den vergangenen vier Wochen auftrat, kann ein Indikator für die Wahrscheinlichkeit einer psychischen Belastung gebildet werden. Der Indikator weist somit eine Ähnlichkeit zu den Depressionssymptomen auf, berücksichtigt jedoch nur sogenannte mittlere oder hohe psychische Belastungen und setzt eine gewisse Anzahl und Häufigkeit der Gemütszustände voraus. Entsprechend sind bei 13,3% der Aargauerinnen und Aargauer Symptome mittlerer oder hoher psychischer Belastung zu verzeichnen, während 34,5% von Depressionssymptomen berichten.

Depressionssymptome

Mensch, der zusammengekauert dasitzt.
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Im Kanton Aargau berichten 34,5% von Depressionssymptomen. Bei 26,8% der Bevölkerung sind es leichte und bei 7,7 % mittlere bis schwere Symptome. Im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht dies einer Zunahme von 8,5%.

Depression ist die häufigste psychische Erkrankung. Sie hat viele Gesichter und kann jeden treffen. Aktuell berichtet jede dritte Person im Kanton Aargau über entsprechende Symptome. Die Schweizerische Gesundheitsbefragung erhebt Daten zu folgenden Beschwerden, die in einem Zeitraum von vier Wochen auftreten:

  • Interesse- und Freudlosigkeit *
  • Niedergeschlagenheit, Schwermut, Hoffnungslosigkeit *
  • Schlafstörungen
  • Müdigkeit oder Erschöpfung
  • Appetitstörung
  • schlechte Meinung von sich selbst
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • verlangsamtes Sprechen/Bewegen oder Ruhelosigkeit/Bewegungsdrang
  • Gedanken über Tod/Selbstverletzung.

Die angegebenen Symptome können als Anzeichen oder Vorboten für eine depressive Stimmung oder Depressivität ausgelegt werden, sie sind aber keine klinische Diagnose. Die ärztliche Diagnose orientiert sich daran, ob zwei der Kernsymptome (mit * gekennzeichnet) und zwei weitere Symptome während mindestens zwei Wochen bestehen. Je nachdem, wie viele Symptome einer Depression auftreten, wird bei einer ärztlichen Konsultation eine leichte oder mittelgradige depressive Episode oder eine schwere Depression diagnostiziert. Bereits einzelne Symptome können erhebliche, negative Konsequenzen für die Lebensqualität sowie die Arbeits­ und Beziehungsfähigkeit der Betroffenen haben.

Einsamkeit

Mensch, der alleine da sitzt und den Kopf in die Hand gestützt hat.
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33,6% der Aargauerinnen und Aargauer sind von Einsamkeit betroffen. Dieser Anteil hat sich seit der ersten Erhebung im Jahr 1997 kaum verändert. Besonders häufig von Einsamkeit betroffen sind Frauen (38,4%), Personen ohne nachobligatorische Schulbildung (43,0%) sowie 15- bis 39-Jährige (37,5%).

Das Gefühl, einsam zu sein, ist sehr individuell und hat wenig mit der Anzahl an sozialen Kontakten zu tun. Es gibt Menschen, die ständig in Gesellschaft sind und sich dennoch einsam fühlen. Umgekehrt gibt es Menschen, die praktisch sozial isoliert sind, und sich trotzdem selten oder nie einsam fühlen. So geben beispielsweise drei Viertel der Personen im Alter "65plus" an, sich nie einsam zu fühlen – obwohl mit dem Alter vielfach weniger Kontakte assoziiert werden. Einsamkeit kann zu Stress und negativen Gedanken führen. Oder positiv formuliert: Nahestehende Personen und soziale Unterstützung sind eine wichtige Ressource für unser psychisches Wohlbefinden.

Behandlungen psychischer Probleme

Ein Therapeut, welcher sich Notizen zum Gesagten einer Person macht, die vor ihm auf einem Sofa sitzt und seinen Kopf in seiner Hand abstützt.
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Im Jahr 2017 waren 6,2% der Aargauer Bevölkerung wegen eines psychischen Problems in Behandlung. Dieser Anteil nimmt seit der ersten Erhebung im Jahr 1997 stetig zu.

Dass immer mehr Aargauerinnen und Aargauer eine professionelle Behandlung wegen ihrer psychischen Probleme in Anspruch nehmen, muss nicht unbedingt auf eine effektive Zunahme von psychischen Erkrankungen hinweisen. In den letzten Jahren hat sich auch die Sensibilisierung – sowohl bei Professionellen als auch bei Betroffenen und Angehörigen – verändert. Der Blick auf die Entwicklung der Depressionssymptome lässt jedoch darauf schliessen, dass beide Effekte eine Rolle spielen.

Kontrollüberzeugung

Mensch, der auf sich zeigt.
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41,4% der Aargauer Bevölkerung verfügen über eine hohe Kontrollüberzeugung. Im Vergleich zum Jahr 2007 entspricht dies einer Abnahme von 3,2%. Personen mit nachobligatorischer Ausbildung haben häufiger eine hohe Kontrollüberzeugung als diejenigen ohne. Als Kontrollüberzeugung wird das Gefühl bezeichnet, das eigene Leben selbst bestimmen zu können.

Die Kontrollüberzeugung ist eine wichtige Voraussetzung für das psychische Wohlbefinden. Sie wird in der Schweizerischen Gesundheitsbefragung aufgrund der Zustimmung zu folgenden Aussagen ermittelt:

  • Ich werde mit einigen meiner Probleme nicht fertig.
  • Ich fühle mich im Leben gelegentlich hin- und hergeworfen.
  • Ich habe wenig Kontrolle über die Dinge, die ich erlebe.
  • Oft fühle ich mich meinen Problemen ausgeliefert.

Wer den Aussagen nicht zustimmt und eine hohe Kontrollüberzeugung hat, kann leichter mit Alltagsproblemen und Krisen umgehen. Personen mit hoher Kontrollüberzeugung geben weniger häufig an, Stress ausgesetzt zu sein und fühlen sich insgesamt vitaler. Diese zentrale Ressource für die psychische Gesundheit ist in der Aargauer Bevölkerung ungleich verteilt. Somit ist die Entwicklung einer hohen Kontrollüberzeugung auch aus Sicht der Chancengerechtigkeit wesentlich.

Fokus "Chancengerechtigkeit"

Mehr als ein Drittel der Aargauerinnen und Aargauer ohne nachobligatorische Ausbildung haben eine tiefe Kontrollüberzeugung (35,1%). Die tiefe Kontrollüberzeugung ist bei Personen mit dem Bildungsstand
"Sekundarstufe II" (22,5%) und "Tertiärstufe" (13,1%) deutlich weniger verbreitet. Personen mit einem tiefen Bildungsniveau fühlen sich zudem häufiger einsam. Somit liegen – je nach Bildungsstand – unterschiedliche Voraussetzungen für das psychische Wohlbefinden vor.

Daher ist es wichtig, dass Lebenskompetenzen bereits in der frühen Kindheit und der Schule aufgebaut werden und auch (Lehr-)Betriebe für die psychische Gesundheit sensibilisiert werden können. Nebst diesen zwei Kanälen sind weitere zu nutzen, damit alle Bevölkerungsgruppen mit Informationen zur psychischen Gesundheit und möglichen Hilfsangeboten erreicht werden.

Aktivitäten im Kanton Aargau

Element des Programms "Psychische Gesundheit" ist das Netzwerk "Psychische Gesundheit" mit über 50 Institutionen, Fach-, Berufs- und Betroffenenorganisationen. Es setzt sich dafür ein, dass Aargauerinnen und Aargauer für Themen der psychischen Gesundheit sensibilisiert sind und die entsprechenden Beratungs- und Unterstützungsangebote im Kanton Aargau kennen. Zudem sollen alle Altersgruppen in der Lage sein, belastende Lebenssituationen zu meistern – allein oder mit Unterstützung zuständiger Fachstellen.

Kampagnen, Projekte und Angebote

Um diese Ziele zu erreichen, setzt das Netzwerk unter anderem auf die Kampagne "Wie geht’s dir?" und die "Aktionstage Psychische Gesundheit".

Zum breit abgestützten Programm gehören auch Projekte und Angebote, welche gezielt auf bestimmte Altersgruppen und Settings eingehen. "MindMatters" setzt beispielsweise beim Bildungsauftrag der Schule an und unterstützt den Weg zur gesundheitsfördernden Schule. Ein weiteres Beispiel ist die Broschüre "gsund und zwäg als Eltern von kleinen Kindern" mit elf Alltagstipps. Und schliesslich sind Kurse und Weiterbildungen für Bezugspersonen von Kindern, Jugendlichen oder älteren Menschen wichtig. Aktuell werden Themen wie beispielsweise die Entwicklung eines positiven Körperbildes oder Suizidprävention aufgegriffen.

Weitere relevante Programme

Die Psychische Gesundheit interagiert als Querschnittsthema mit sämtlichen Programmen und der Fachstelle Sucht:

Ernährung und Bewegung
Gesundheitsfördernde Schulen
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Fachstelle Sucht (u.a. Verhaltenssucht)