Heisse Quellen lockten in Baden schon zur Römerzeit. Die Badekultur florierte bis in die Neuzeit.
Dort, wo die Limmat in der Klus zwischen Lägern und Martinsberg in einer markanten Biegung, dem „Limmatknie“, nach Westen abbiegt, entspringen beiderseits des Flusses 47°C heisse Thermalquellen – und hier liegt der eigentliche Ursprung der Stadt Baden.
Aquae Helveticae
Den Grundstein für die bis heute andauernde Badekultur legen die Römer, welche kurz nach der Zeitenwende mit dem Bau grosser Thermenanlagen beginnen. Die Thermenanlage umfasst mehrere grosse Bassins sowie – für Heilbäder typisch – kleinere Einzelwannen. Unterkunftsgebäude bieten den teilweise von weit her und für einen längeren Aufenthalt angereisten Gästen ein Obdach. Im Bereich der Quellen sind zudem Brunnenanlagen und Quellheiligtümer zu vermuten. Auf dem Plateau oberhalb der Bäder, entlang der heutigen Römerstrasse und im Gebiet des Kurparks sowie rechts der Limmat in Ennetbaden entsteht die Siedlung von Aquae Helveticae. Eine hölzerne Brücke verbindet die beiden Flussufer.
Während die Siedlung ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. an Bedeutung verliert, erfolgt in den Thermen in der Spätantike (4. Jahrhundert) ein Ausbau der Infrastruktur. Es ist zu vermuten, dass die Bäder nun den Siedlungskern bilden. Ausserdem ist davon auszugehen, dass zumindest ein Teil der römischen Bäder auch im Frühmittelalter (5./6. bis 9. Jahrhundert) weiterhin in Betrieb war.
Foto Kantonsarchäologie Aargau: Blick auf die mittelalterlichen Mauern im Badegasthof Ochsen.
Im 11. Jahrhundert ist ein Ausbau der Bäder zu fassen: aufgelassene und neue Quellen werden gefasst, erste Badehäuser und Unterkünfte entstehen.
Zur Zeit der Habsburgischen Herzöge und Könige sind die Badener Bäder ein beliebter und in zahlreichen Schriften beschriebener Aufenthaltsort von kirchlichen und weltlichen Fürsten aus ganz Europa. Die Tradition als Badeort – und die wichtige Funktion von Heilbädern als Bühnen informeller Treffen der Mächtigen – dürfte nicht unwesentlich zur Wahl Badens als bevorzugter Versammlungsort der Eidgenössischen Tagsatzung beigetragen haben.
Die Blüte Badens als Modebad Europas dauert bis ins 17. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund der Wirren der Reformationskriege, aber auch des gesellschaftlichen Wandels und sich verändernder Hygiene- und Moralvorstellungen verliert Baden – wie zahlreiche andere Thermalbäder in Europa – an Bedeutung. Die Infrastruktur entspricht je länger, je weniger den Anforderungen der Zeit.
Prospekt Grand Hotel Baden von 1908 (StaB N.7.199)
Im 19. Jahrhundert erfasst der neu erwachte Bäderboom auch Baden. Zwischen 1830 und 1845 entstehen die heute noch bestehenden Hotels Limmathof, Schiff, Freihof und Verenahof. Die beiden noch in römischen Bassins eingerichteten öffentlichen Bäder auf dem Bäderplatz werden aufgegeben, das neue Armenbad nimmt sich nun den Bedürftigen an.
In den 1870er-Jahren erleben die Bäder nochmals einen Ausbau: Mit dem Grand Hotel entsteht ein mondänes Hotel – vermutlich das erste über elektrisches Licht verfügende Gebäude im Schweizer Mittelland! In dieselbe Zeit fällt der Bau des Kursaals (heute Grand Casino) und des Kurparks sowie der Bau des heute noch erhaltenen Atriums und Saaltrakts des Hotel Blume. Während in dieser Zeit andere Badeorte wie Baden-Baden (Deutschland) oder Vichy (Frankreich) zu eigentlichen Weltbädern und damit "Sommerhauptstädten" aufsteigen, bleibt der Aufschwung in Baden bescheiden; das Publikum ist etwas weniger schillernd als in den genannten Orten.
Blick ins Thermalbad von Architekt Otto Glaus (Archiv ETHZ).
Der Erste Weltkrieg setzt der Bäderherrlichkeit in ganz Europa ein abruptes Ende. In der Zwischenkriegszeit wandelt sich das Publikum zunehmend vom traditionellen Kurgast zum Patienten. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Baden ein Ort der Rehabilitation. Mit dem Bau des Thermalbades von Architekt Otto Glaus entsteht 1963/64 erstmals ein öffentliches Thermalhallenbad. Die modernisierte Infrastruktur wird durch den Neubau eines Hotels und Ärztehauses anstelle des alten Staadhofs 1967/1968 ergänzt. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert geraten die Bäder abermals in eine Krise. Verschiedene Hotels und das in den 1960er-Jahren erbaute Thermalbad schliessen für immer.
Aktuell befinden sich die Bäder an der Schwelle zu einer Entwicklung, die unter den Zeichen von Wellness, Wellbeing und Rehabilitation dem einst berühmtesten Badeort und ersten Tourismusmagneten der Schweiz eine neue Blüte verschaffen soll.
Die neue Therme von Mario Botta
Im Jahr 2021 wurde das neue, von Architekt Mario Botta gestaltete Thermalbad eröffnet. Verschiedene archäologische Objekte, so die Ruine eines römischen Bades, sind in die Neubauten integriert. Damit besteht die Tradition der 2000-jährigen Bädergeschichte weiter.
Titel
Ausgrabung 1967
Beschreibung
Der Grosse Heisse Stein bei Freilegungsarbeiten im Jahr 1967
Die Hotels Blume(öffnet in einem neuen Fenster) und Limmathof (öffnet in einem neuen Fenster)halten mit ihren historischen Räumen sowie dem gastronomischen Angebot die Tradition und den Geist des Kurortes der Belle Epoque hoch. In ihren Bädern lässt sich das mineralreichste Thermalwasser der Schweiz in authentischem Ambiente erleben.
Hervorgehoben:Wandertipp: Machen Sie sich zu Fuss auf in die Vergangenheit!
Eine Zeitreise mit Mia und Marlon durch Baden: Der Hörrundgang für Kinder ab 10 Jahren startet am Oberen Bahnhofplatz und führt zu neun Stationen in der Stadt Baden. Vor Ort lassen sich an den Hörstationen die Erlebnisse von Mia und Marlon nachhören. Dazu braucht es ein Handy oder Tablet mit Kopfhörer. An den einzelnen Standorten findet sich eine Tafel mit dem Mia & Marlon-Logo, der Nummer und dem Titel der Episode sowie einem QR-Code. Wenn der QR-Code eingescannt wird, gelangt man direkt zum jeweiligen Hörspiel. Den Standort für die nächste Episode erfährst man ebenfalls dort.