Das Eidechsenkind ist in Italien daheim und im Gastland zu Hause. Hier muss es sich verstecken: unter der Kredenz, im Schrank, in der Abstellkammer. In Ripa hingegen rennt der Junge wie alle Kinder dem Ball hinterher, jagt draussen den Wespen nach, gleitet von einer Umarmung in die andere. Dort, bei Nonna Assunta, wo ein Haus darauf wartet, fertig gebaut zu werden.
Hier im Gastland geht der Vater Tag für Tag auf den Bau, die Mutter in die Fabrik – das Eidechsenkind lässt Stunden und Tage verstreichen. Es vermisst die Wohnung mit seinen Schritten, hört die Nachbarin um Mehl bitten, die Kinder im Hof Fangen spielen, sieht die Stiefel des Padrone, der gerne zum Abendessen kommt und lange bleibt. Bis es sich eines Tages zu heimlichen Streifzügen ins Treppenhaus hinauswagt, in andere Wohnungen, wo niemand die Gegenwart des Eidechsenkindes auch nur ahnt. Einzig Emmy, dem Mädchen, das neu im dritten Stock wohnt, gibt sich das Eidechsenkind zu erkennen. Der Dachstock gehört ihnen, doch bald will Emmy hinaus in die Welt, eine Band gründen, ans Meer. Aus der Sicht eines Kindes erzählt Vincenzo Todisco in diesem erschütternden Roman von einem klandestinen Schicksal in einem belebten Wohnhaus, von kindlichem Einfallsreichtum und heimlicher Freundschaft.
Hervorgehoben:Über den Autor
Vincenzo Todisco, 1964 als Sohn italienischer Einwanderer in Stans geboren, studierte Romanistik in Zürich und lebt heute als Autor und Dozent in Rhäzüns. Für sein literarisches Schaffen wurde er 2005 mit dem Bündner Literaturpreis ausgezeichnet. Im Rotpunktverlag liegen seine Romane in deutscher Übersetzung vor. Das Eidechsenkind ist seine erste Buchveröffentlichung auf Deutsch, mit der der Autor für den Schweizer Buchpreis 2018 nominiert war.
21. August 2025: "Die seligen Jahre der Züchtigung" von Fleur Jaeggy
25. September: "Martha und die Ihren" von Lukas Hartmann
Lesekreis
Bibliothek und Archiv Aargau hat in Zusammenarbeit mit dem Freiwilligenprogramm einen Lesekreis gegründet. Der Lesekreis liest und bespricht Literatur von Schweizer Autorinnen und Autoren. Geleitet wird er von Freiwilligen der Bibliothek und Archiv Aargau: Sie bringen wertvolles Hintergrundwissen ein und regen an zur Diskussion. Es muss nichts vorbereitet werden, einzig das Buch sollte, wenn möglich, im Vorfeld gelesen worden sein.
Der Aargau blickt auf eine lange und besondere Bildungsgeschichte zurück. Neben den Klöstern als Orte der Bildung übernahmen sowohl der Kanton als auch lokale private Einrichtungen oft eine Pionierrolle im Schulwesen. Heute steht unsere Gesellschaft vor neuen Herausforderungen und fragt sich: Wie wird die Schule der Zukunft aussehen? Der Lesekreis bespricht sechs Mal im Jahr zum Fokusthema passende Texte. Lesen Sie ausgewählte Schweizer Gegenwartsliteratur und diskutieren Sie darüber.