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Vindonissa

Rekonstruktionszeichnung des Legionslagers Vindonissa.
Illustration ikonaut/Kantonsarchäologie

Noch heute sind die Spuren der Römer in Brugg und Windisch sichtbar. Viele Monumente sind frei zugänglich

Das antike Vindonissa − heute auf dem Gebiet von Windisch, Brugg, Gebenstorf und Hausen gelegen − hat seinen Ursprung in einer wohl gleichnamigen keltischen Siedlung, welche den strategisch wichtigen Punkt am Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat kontrollierte. Während des Alpenfeldzuges des Kaisers Augustus im Jahre 15 v. Chr. errichteten Legionäre auf dem Plateau über dem "Wassertor der Schweiz" einen Militärposten, der später unter Kaiser Tiberius (14−37 n. Chr.) zu einem Legionslager ausgebaut wurde. Das etwa 20 ha grosse Lager wurde von der 13. Legion zunächst in Holz und Lehm erbaut und von der nachfolgenden 21. Legion schrittweise in Stein um- und ausgebaut. Als letzte Besatzung bezeugt ist die 11. Legion, die auf Befehl Kaiser Trajans im Jahr 101 n. Chr. den Truppenstandort im friedlichen Hinterland aufgab, um an die Kriegsschauplätze an der unteren Donau vorzurücken. Ausserhalb des Legionslagers entwickelte sich im Laufe der Zeit eine rund 40 ha grosse Zivilsiedlung.

Auf den Spuren der Römer

Noch heute kann man die Spuren der Römer in Vindonissa bewundern: So zum Beispiel das mächtige West- und Nordtor des Legionslagers, die einzige noch funktionierende römische Wasserleitung nördlich der Alpen und die malerische Ruine des Amphitheaters.

Auf dem Legionärspfad lässt sich auf spielerische Art das antike Vindonissa erkunden.

Contubernia − Legionärspfad Station I

Contubernia − Legionärspfad Station I

Foto Museum Aargau

An einer Stelle im Legionslager, wo Legionärsunterkünfte vermutet werden, sind im Rahmen des Legionärspfads Teile von zwei Mannschaftsbaracken (contubernia) originalgetreu nachgebaut worden. Ein einzelnes contubernium besteht aus zwei Räumen, in denen acht Legionäre untergebracht waren. Eine Mannschaftsbaracke bestand in der Regel aus zwei mal acht contubernia, im Kopfbau waren die Zenturionen untergebracht.

Zutritt im Legionärspfad.

Westtor − Legionärspfad Station II

Westtor − Legionärspfad Station II

Foto Museum Aargau

Durch das Westtor des Legionslagers (porta principalis dextra) führten die Fernstrassen aus Gallien, Italien und Germanien ins Lager. Daher war es, verglichen mit den anderen Lagertoren, architektonisch aufwendig gestaltet. Zwei achteckige, rund 20 Meter hohe Türme flankierten den Durchgang. Links und rechts des Hauptdurchgangs für den Wagenverkehr gab es einen schmalen Durchgang für Fussgänger. Das Westtor wurde 1919 ausgegraben und konserviert. Seine Grundmauern sind heute noch sichtbar.

Im Legionärspfad und frei zugänglich.

Grosser Abwasserkanal − Legionärspfad Station III

Grosser Abwasserkanal − Legionärspfad Station III

Foto Museum Aargau

Ein Netz von Abwasserkanälen entwässerte das Lager. Grosse gemauerte Abwasserkanäle (cloaca) leiteten das Wasser der Lagerfront entlang gegen Norden ab. Ein Abschnitt eines grossen Sammelkanals ist heute noch begehbar. Der Kanal wurde 1907 entdeckt und wird in Anlehnung an die grosse Abwasserleitung in Rom als cloaca maxima bezeichnet. 2009 wurde er erneut ausgegraben und anschliessend konserviert.

Zutritt im Legionärspfad.

Nordtor − Legionärspfad Station IV

Nordtor − Legionärspfad Station IV

Foto Museum Aargau

Das Nordtor (porta decumana) liegt am nördlichen Rand des Windischer Plateaus, das hier steil zur Aare abfällt. Der Ort bot in römischer Zeit einen weiten Blick nach Norden zur Klus der Aare, die hier den Jura durchschneidet und eine Verbindung zum Rhein öffnet. Durch das Nordtor gelangten die Legionäre zum Schutthügel, der Müllhalde des Legionslagers. Das Nordtor wurde zwischen 1905 und 1907 ausgegraben und anschliessend konserviert. Es wurde vermutlich erst in den 70er-Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Stein erbaut und ersetzte einen älteren Holzbau. Erhalten geblieben ist das massive Mauerwerk des Fundaments. In den heute noch sichtbaren Hohlräumen standen ursprünglich Pfosten, die einen hölzernen Oberbau trugen. Beim Nordtor ist zudem ein Blick in den Untergrund, auf eine hier immer noch im Boden erhaltene Abwasserleitung, möglich.

Im Legionärspfad und frei zugänglich.

Bad − Legionärspfad Station V

Bad − Legionärspfad Station V

Foto Museum Aargau

Das Bad (balneum) unmittelbar östlich ausserhalb des Legionslagers gehört zu einem grösseren Bau, der im späten 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurde. Es war öffentlich und stand Einheimischen und Reisenden gegen Bezahlung offen. Das Bad ist unterteilt in einen Kaltraum mit Kaltwasserwanne, einen lauwarmen Raum und einen Schwitzraum. Es hat, wie bei römischen Bädern üblich, eine Fussbodenheizung. Besonders sehenswert sind die farbigen Wandmalereien. Die Überreste des Bades wurden 1967 bei einer Notgrabung entdeckt, als der Friedhof von Windisch vergrössert werden sollte, anschliessend bis 1971 ausgegraben und dann unter einem Schutzbau konserviert.

Zutritt im Legionärspfad.

Offiziersküche − Legionärspfad Station VI

Offiziersküche − Legionärspfad Station VI

Foto Museum Aargau

Nördlich der Lagerhauptstrasse (via principalis) stand um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. ein rund 1100 Quadratmeter grosses Haus, das wohl ein ranghoher Offizier mit seiner Familie bewohnte. Besonders spektakulär ist seine Küche: Aus Ziegelplatten war ein grosser Herd aufgebaut, an dem man – stehend – nach mediterraner Art aufwendige Speisen zubereitete. Dies ist ungewöhnlich, da die Kochstellen in römischer Zeit nördlich der Alpen in der Regel bodeneben angelegt waren. Die Offiziersküche wurde 2003 entdeckt, anschliessend ausgegraben und im Kellergeschoss eines Wohnhauses konserviert. Archäobiologische Untersuchungen haben nachgewiesen, dass hier Delikatessen wie Mittelmeermakrelen, Austern, Singvögel und Wild zubereitet wurden.

Zutritt im Legionärspfad.

Südtor − Legionärspfad Station VII

Südtor − Legionärspfad Station VII

Foto Museum Aargau

Durch das Südtor (porta praetoria) führte eine der beiden Hauptstrassen, die via praetoria, aus dem Lager. Heute sind die Dimensionen des Tores durch eine Metallkonstruktion so wiedergegeben, wie sie wohl zur Zeit der 21. und der 11. Legion bestanden. In einem gläsernen Schutzbau ist ein konservierter Ausschnitt der via praetoria zu sehen. Zwischen Strasse und Tor zeigt die 2009 eröffnete Archäologiestätte eine Ausstellung zu verschiedenen Aspekten der römischen Armee. Das Tor wurde 1921/22 und dann wieder zwischen 2003 und 2006 ausgegraben und wissenschaftlich untersucht.

Im Legionärspfad und frei zugänglich.

Wasserleitung − Legionärspfad Station VIII

Wasserleitung − Legionärspfad Station VIII

Foto Museum Aargau

Da man Grundwasser auf dem Hochplateau von Windisch erst in grosser Tiefe findet, wurde das Trinkwasser für das römische Legionslager rund 2400 Meter südlich beim heutigen Dorf Hausen gefasst und in einer gemauerten Freispiegelleitung (aquaeductus oder rivus) an die Südfront des Lagers geführt. Von dort aus wurde das Wasser dann vermutlich in hölzernen und bleiernen Druckwasserleitungen weiter verteilt. Ein Abschnitt der gemauerten Freispiegelleitung, das 1966 ausgegraben wurde, ist heute im Keller des Altersheims Windisch zu sehen. Wasser, das oberhalb dieses sichtbaren Leitungsabschnittes abgezapft wird, speist bis heute den Springbrunnen im Park von Königsfelden. Ähnlich wie die Fontana di Trevi in Rom besitzt Windisch damit bis heute einen Brunnen, der immer noch mit "römischem" Wasser funktioniert.

Zutritt im Legionärspfad, Springbrunnen im Park von Königsfelden frei zugänglich.

Amphitheater − Legionärspfad Station IX

Amphitheater − Legionärspfad Station IX

Foto Museum Aargau

Ein erstes Amphitheater (amphitheatrum) wurde in Vindonissa zwischen 14 und 37 n. Chr. errichtet und war ganz aus Holz. Um 50 n. Chr. brannte es nieder und wurde neu aufgebaut, nun mit einem Steinfundament und hölzernen Tribünen. Die heute noch sichtbaren Mauern gehören zu dieser zweiten Phase. Auch wenn sich das Amphitheater von Vindonissa immer als Senke im Gelände abzeichnete und die Bezeichnung "Berlisgruob" auf seine antike Funktion hinwies, ging es vorübergehend vergessen. Erst im 16. Jahrhundert wurde die wahre Bedeutung der Ruine wiedererkannt. Die ersten archäologischen Ausgrabungen führte 1897/98 der 22-jährige Student Otto Hauser durch, es waren zugleich die ersten grossflächigen Ausgrabungen in Vindonissa überhaupt. Seit 1898 befindet sich das Amphitheater im Besitz der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Im Legionärspfad und frei zugänglich.

Lazarett − Legionärspfad Station X

Lazarett − Legionärspfad Station X

Foto Museum Aargau

In den 60 Krankenzimmern konnten damals in Vindonissa bis zu 300 Legionäre medizinisch versorgt werden. Im Lagerspital (valetudinarium) behandelten die Militärärzte und Sanitäter Kampfverletzungen, Alltagskrankheiten und Arbeitsunfälle.

Nebst dem Spital haben die Römer auch den ersten Sanitätsdienst der Weltgeschichte erfunden. Das rund 4500 Quadratmeter grosse Lagerspital wurde im Jahr 1936 entdeckt. Zuerst in Holz und dann in Stein errichtet, lag es im Zentrum des Lagers direkt an einer der Lagerhauptstrassen (via decumana). Die Krankenzimmer waren beidseitig entlang eines Korridors um einen grossen Innenhof angeordnet. Das archäologisch untersuchte Areal des Lagerspitals ist heute vollständig überbaut.

Zutritt im Legionärspfad.

Fahnenheiligtum − Legionärspfad Station XI

Fahnenheiligtum − Legionärspfad Station XI

Foto Museum Aargau

Direkt an der Kreuzung der beiden Hauptstrassen (via principalis und via praetoria) lag das Stabsgebäude (principia), der grösste Bau innerhalb des Lagers. Ein zentraler Raum in diesem Gebäude war das Fahnenheiligtum. Vor diesem befand sich eine Säulenhalle, die zu einem grossen Innenhof führte. In diesem Innenhof standen ein Altar und ein Wasserbecken, welches vermutlich zur Waschung bei Opferritualen genutzt wurde.

Der Originalstandort des Fahnenheiligtums ist heute überbaut, der inszenierte Nachbau zeigt jedoch die Bedeutung der damaligen Kultstätte.

Zutritt im Legionärspfad.

Turm an der nordöstlichen Lagermauer

Turm an der nordöstlichen Lagermauer

Der sogenannte Büelturm am nordöstlichen Abhang des Windischer Plateaus wurde bereits 1910 entdeckt, anschliessend ausgegraben und 1911 restauriert. Heute noch zu sehen ist das rechteckige Kellergeschoss eines Baus, der von einem gemauerten Kanal durchquert wird. Durch diesen Kanal wurden einst die Abwässer aus dem nordöstlichen Areal des Legionslagers nach aussen abgeleitet.

Frei zugänglich.

Töpferöfen

Töpferöfen

© Kanton Aargau; Foto: Béla Polyvàs

Westlich vor dem Legionslager des 1. Jahrhunderts n. Chr. erstreckte sich eine zivile Siedlung (canabae legionis), die wirtschaftlich aufs Engste mit dem Truppenlager verknüpft war. Beidseits der Fernstrassen nach Augusta Raurica (Augst) und Aventicum (Avenches) wohnten und arbeiteten hier vorwiegend Händler und Handwerker. Grossflächige Ausgrabungen 2006 bis 2009 brachten mehrere Töpferöfen zum Vorschein. Drei gut erhaltene Brennöfen wurden vor Ort konserviert und können in der Tiefgarage des Campus-Areals besichtigt werden.

Campus-Bauten FHNW, Treppenhaus der Tiefgarage, Eingang Steinackerstrasse.

Virtueller Rundgang zu den römischen Töpferöfen

Kastell Altenburg

Kastell Altenburg

© Kanton Aargau; Foto: Béla Polyvàs

Rund 1600 Meter westlich des Legionslagers aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. liegen die Reste eines spätantiken Kleinkastells aus dem 4. Jahrhundert, dessen Mauern stellenweise meterhoch erhalten sind und bis heute weiter genutzt werden. Ein Teil der Anlage beherbergt die Jugendherberge Brugg. Reste des antiken Mauerwerks sind an mehreren Stellen sichtbar.

Ortsteil Altenburg westlich von Brugg.