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Römischer Gutshof in Küttigen mit Ausblick ins Aaretal

Blick von Weitem auf die Ausgrabungsstelle, mit blauem Himmel und Weitsicht über das Aaretal.

Im Bereich der Flur Bollacher untersuchte die Kantonsarchäologie 2021 Teile eines römischen Gutshofes. Im Vorfeld eines Bauprojektes am Kornweg wurden die Überreste der römischen Anlage freigelegt und dokumentiert.

Bereits 1906 wurden unter der Leitung von A. Gessner rund 220 Meter weiter nordöstlich grossflächig Mauerzüge des Hauptgebäudes des Gutshofes ausgegraben.

Die Ausstattung des mindestens 29 x 47 Meter grossen Gebäudes mit zwanzig, teilweise beheizten Räumen, farbiger Wandmalerei und Mosaikböden weist auf gut situierte Besitzer hin. Zweifellos genoss man hier an bevorzugter, südexponierter Terrassenlage den Blick über das Aaretal bis hin zum Alpenbogen. Dem repräsentativen Wohnbau war gegen Süden vermutlich ein gedeckter Säulengang (Portikus) vorgelagert.

Ein beheiztes Badegebäude

Im Rahmen der Untersuchung haben die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie mehrere Mauerzüge eines unmittelbar an der Hangkante liegenden Gebäudes aufgedeckt. Eine mit Terrazzomörtel ausgekleidete Wanne und eine im Nebenraum liegende, grossformatige Feuerstelle könnten mit einem beheizten Baderaum in Verbindung stehen. Tatsächlich ist die Anlage eines Badegebäudes ausserhalb des eigentlichen Hauptgebäudes des Gutshofes eine bekannte architektonische Lösung.

Aufgrund der bekannten Überreste des Gutshofes und der topografischen Begebenheiten erscheint es plausibel, dass sich die Anlage auf der gesamten Ost-West-Länge der Terrasse des Bollachers erstreckt und damit eine Länge von über 400 Metern erreicht hat. In Nord-Süd-Richtung dürfte die rund 80 Meter messende Ausdehnung der Geländeterrasse auch der Breite der Anlage entsprechen. Daraus ergibt sich hypothetisch für den gesamten Gutshof eine flächige Ausdehnung von rund 3,2 Hektaren, was der Grösse von 4,5 Fussballfeldern entspricht.

Dieses Areal war dem klasisschen Bebauungsplan römischer Gutshöfe folgend keinesfalls flächig überbaut. Das Hauptgebäude (pars urbana), meist an erhöhter topografischer Position liegend, war von einer Reihe von Nebengebäuden umgeben, also Wohngebäuden für Angestellte, Badeanlagen, Werkstätten, Stallungen, Speicherbauten, gesamthaft als pars rustica bezeichnet. Oftmals umschloss man die gesamte Anlage mit einer Umfassungsmauer.

Drohnenaufnahme der braunen Grabungsfläche, links ist moch grüne Wiese zu sehen.
Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau
Freigelegte römische Mauern.
Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau