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1. Feldkurs mit Freiwilligen in Gebenstorf-Steinacher

Blick ins Grabungszelt: Freiwillige an der Arbeit.

Im Rahmen des Freiwilligenprogramms der Abteilung Kultur führte die Kantonsarchäologie im August 2019 erstmals eine Ausgrabung ausschliesslich mit Freiwilligen durch.

Die 20 Freiwilligen untersuchen unter fachkundiger Anleitung der Kantonsarchäologie die Überreste einer römischen Siedlung. Der Feldkurs ermöglicht den Freiwilligen eine aktive Teilhabe im Einsatz für unser gemeinsames Kulturerbe.

Freiwilligen-Blog

Faire le ménage

Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Heureka, ich habe etwas gefunden! Es ist ein römischer Schuhnagel. Ich hatte den Auftrag erhalten, den Schutthaufen mit einer Handsonde zu durchsuchen. Nachdem dieser mit einem seltsamen Geräusch zwischen Summen, Knarren und Knattern das Vorhandensein von Metall angezeigt hatte, fand ich den kleinen Nagel. Mein erster Fund! Anfangs ist jeder Nagel, jede noch so kleine Scherbe ein Ereignis.

Nach dem maschinellen Vorabtrag gleicht der Beginn einer archäologischen Grabung der Führung eines Haushaltes: Auflesen und Sortieren des groben Unrates, Boden wischen, Wände putzen, Boden staubsaugen und schliesslich den Abwasch machen. Die gefundenen Keramikscherben müssen mit Schwamm, Besen oder Zahnbürste gereinigt werden, eine Geduldsarbeit. Bisher wurde noch keine archäologische Abwaschmaschine erfunden. Ob wenigstens elektrische Zahnbürsten erlaubt wären?

Scherben waschen kann, im Gegensatz zu Planzeichnen, eine entspannende, beinahe meditative Tätigkeit sein. Neben der vordergründigen Frage, welche Teile zusammenpassen, gibt es auch andere Überlegungen: Wer hatte diesen Gegenstand vor 2000 Jahren in der Hand? Wer machte ihn, woher kam er, welchen Inhalt enthielt er und warum zerbrach er? Kurz, welche Geschichte erzählen uns die Scherben? Diese Frage können wir uns natürlich bei jedem beliebigen Gegenstand stellen und je nach Phantasie gibt es daraus spannendere oder langweilige Geschichten. Die wahre Geschichte dieser Scherben können wir vielleicht am Ende der Grabung erzählen. (Martha)

Quadratisch sehen

Viereckiges Zeichnungsgitter
Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

In den 70er-Jahren, also ganz zu Beginn meiner Berufszeit, kaufte ich mir einen kleinen Fernseher mit fast quadratischer Form. Das kleine Ding in schwarz-weiss diente vor allem dazu, Fussball (YB) oder Eishockey (SCB) zu schauen. Viele Abende fieberte ich mit meinen Mannschaften. Manchmal zufrieden, manchmal weniger, stellte ich schliesslich die kleine quadratische Glotze ab und hatte immer fast viereckige Augen.

Genau an diese Zeit erinnerte ich mich nun in der Ausgrabung, als ich Flächenpläne zeichnen musste. Dazu legt man ein Gitter von einem Quadratmeter auf den Boden mit kleinen Quadraten von 20 cm. Nun zeichnet man Quadrat für Quadrat ab. Wehe, man passt nicht genau auf und zeichnet so Objekte ins falsche Feld! Plötzlich passt dann nichts mehr zusammen. Hochkonzentriert arbeitet man deshalb während etlichen Stunden und überprüft laufend seine Arbeit.

Als ich dann mit meinem Plan fertig war, kam mir genau dieses frühere "in die Glotze starren" in den Sinn. Ich hatte wieder fast viereckige Augen. Nur hatte ich nun etwas persönlich getan und dabei auch sehr viel gelernt. So ganz nebenbei hatte ich mein Rentnerhirn gewaltig gefordert. (Markus)

Die gute Seele auf Platz

Foto: Freiwillige, © Kanton Aargau

Die Möglichkeit, als Laie im Rahmen eines Feldkurses an einer Ausgrabung teilnehmen zu können, hat mich begeistert. Nach unserer Vergangenheit und nach der gelebten Kultur im Aargau aktiv forschen zu dürfen, ist eine grossartige Gelegenheit! So habe ich mit viel Vorfreude und grosser Spannung den Start des Freiwilligeneinsatzes erwartet. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Ich finde es äusserst spannend, die Vorgehensweise einer Ausgrabung eins zu eins vor Ort miterleben zu dürfen und dabei unter Anleitung einer tollen Grabungsleitung selber Hand anlegen zu können. So ganz nach dem Motto "learning by doing".

„Verena, kannst du schnell kommen?“, rufe ich. „Klar, wie kann ich helfen?“ Aus dem "schnell" werden rasch mal einige Minuten. Nebenan auf Feld 1 wird sie bereits mit einer anderen Fragestellung erwartet. Verena lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen, hört aufmerksam mein Anliegen an, begutachtet die Situation, überlegt und gibt den entscheidenden Tipp. Einmal mehr ist das Problem gelöst und ich bin erleichtert, dass auf meiner Planzeichnung jetzt alles seine Richtigkeit bekommt.

Verena, unsere Grabungstechnikerin, ist die gute Seele auf Platz und zuständig für die Logistik und Sicherheit, für das Bergen der Funde und deren Dokumentation bis hin zum Einkauf des Kaffeerahms für die Pause. So leitet sie uns Freiwillige beim Graben, Vermessen, Zeichnen, Fotografieren und vielem mehr geduldig und motivierend an. Die Freiwilligen verdanken es ihr mit allseitiger Unterstützung! (Bruna)

Hot oder Schrott?

Mann mit Metalldetektor
Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

In jedem archäologischen Feld wird Schicht für Schicht abgetragen, um die Abfolge klar dokumentieren zu können. Manchmal entfernt man grössere Stücke und manchmal auch nur wenige Zentimeter. Das ist auch nicht immer interessant. Vor allem zu Beginn der Grabung hat es meist nur Erde und Steine. Darum wird diese erste Schicht fast immer maschinell mit einem Bagger ausgehoben.

Doch sobald man auf eine Siedlungsschicht stösst, ist es vorbei mit dem maschinellen Abtrag. Nun ist Handabtrag gefragt, und dabei sind wir schon bei den Klischees. "Na, hast du mit der Zahnbürste gearbeitet?", wird man mitleidig gefragt. Und wenn man dann noch andere Hilfsmittel – zum Beispiel den Staubsauger – erwähnt, erntet man oft nur noch ein Kopfschütteln. Aber was soll's. So trägt man immerhin zur allge­meinen Erheiterung bei!

Doch wehe, man zeigt Bilder von interessanten Funden. Dann entbrennt ein Feuer. Dann erweckt man Interesse. So geht es auch vielen Freiwilligen in der Grabung. Vor allem solche, die normalerweise mit Metalldetektoren unterwegs sind, sind dann kaum zu bremsen. Die Verlockung, ein Loch zu graben, um den "Schatz" zu bergen, ist gross. Dies stösst bei der Grabungsleitung verständlicherweise nicht auf Wohlwollen. "Wir sind keine Schatzsucher", heisst es. Man sollte die Stelle farbig markieren und erst bei der schichtweisen Abtragung dann in diesem Bereich aufmerksam suchen. Die Dinge kommen dann schon noch hervor.

Doch manchmal ist die Freude über einen vermeintlich wertvollen, metallenen Fund schnell getrübt. Nämlich wenn an einer farbig markierten Stelle statt einer Münze nur eine alte Senftube zum Vorschein kommt. Oder ein Plättchen von einer Mundharmonika, die ein Bauer vor hundert Jahren ver­loren hat. (Markus)

Jede Grabung ist anders

Foto: François, Freiwilliger

Die Grabung in Gebensdorf ist nicht meine erste Grabung als Laie. Durch die Teilnahme an den Publikumsgrabungen in Augusta Raurica bringe ich eine gewisse Spannung mit. Denn jede Grabung ist anders und auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind neu.

Also Anreise am Montag. Im Zug studiere ich noch einmal den Grabungsleitfaden. Nach der Begrüssung geht’s an Werk. In Feld 1 Staubsaugen! Danach ein Profil begradigen. Doch etwas enttäuscht stelle ich fest, dass die Menge der Funde nicht zu vergleichen ist mit denen in Augusta Raurica. Ja, jede Grabung ist anders.

Tag zwei beginnt mit dem Karretten-Brevet. Gefühlte tausend Karetten (in Wirklichkeit etwa 20) müssen weggekarrt werden. Am Abend wird man sich bewusst, wie viele Muskeln am Körper sind. Die Zahl der Funde hat zugenommen. Ist jede Grabung wirklich anders?

Tag drei. Heute kann ich wirklich graben so wie ich mir das vorstelle. Mit der Kelle und dem Handpickel mich Zentimeter um Zentimeter vorwärts arbeiten. Ich finde viele, ja sehr viele Amphorenscherben. Fischsauce-, Olivenöl- und Weinamphoren. Wir hatten ja am Dienstag einen Crashkurs im Amphorenbestimmen. Dann kommt eine rötliche Scherbe zum Vorschein, dann dicht daneben eine zweite. Sie scheinen zusammen zu gehören. Spannung und Puls steigen. Vorsichtig weitergraben, es kommen immer mehr passende Scherben, bis das Gefäss erkennbar wird. Eine Schale „in situ“, sie liegt noch genau dort, wo sie lag, als sie in die Brüche ging. Sie wird freigelegt, fotografiert und dokumentiert. Ja! Definitiv, jede Grabung ist anders. (François)

Weihnachten im August

Zwei Freiwillige graben aus.
Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Vor einer Ausgrabung stehen die Archäologinnen und Archäologen vor einem intakten Feld. Der vermutete Fund liegt gut verpackt in der Erde, so wie ein Weihnachtsgeschenk unter dem Christbaum. Was ist darin verborgen, welche Überraschungen warten darauf, entdeckt zu werden?

Die Neugierde ist gross, die Emotionen steigen. Nach der Bescherung/Ausgrabung, liegen die Geschenke/Funde offen da. Die Verpackung/das Aushubmaterial befindet sich irgendwo daneben. Ob das Geschenk/die Funde die hochgestellten Erwartungen erfüllen? Als Erwachsene lassen wir uns allfällige Enttäuschungen nicht allzu sehr anmerken. Kinder an Weihnachten sind meist ehrlicher.

Aber Archäolog/innen sind erwachsen und arbeiten mit den Funden weiter, die sie finden. Sie untersuchen sie und ziehen ihre Schlüsse daraus. Damit können sie unser Wissen um unsere Vergangenheit erweitern. Am Ende der Feier/der Grabung wird die Verpackung entsorgt, bzw. das Aushubmaterial wieder in das Grabungsfeld geschüttet. Es sieht alles aus, wie vorher, die Aufregung ist vorbei. Die Archäologinnen und Archäologen stehen wieder vor einem intakten Feld. Doch eine leise Wehmut bleibt: im Boden liegen keine Geheimnisse mehr. (Martha)

Scherben bringen Glück

Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Archäologisch korrekt wird Schicht um Schicht abgetragen. So ist die Wahrscheinlichkeit am grössten, alle möglichen Funde zu bergen. Darum werden nicht einfach planlos Löcher verschiedener Tiefe gegraben. Auch können mit der systematischen Bergung die Funde klar zugeordnet werden (z.B. 2. Handabtrag, Position 30). Dann werden die Funde in Fundkisten gesammelt. Immer getrennt nach Metall, Keramik, Ziegel und Verputz. Die Kisten werden entsprechend angeschrieben. So kommen die Funde in die Reinigung.

Keramik wird sorgfältig mit Wasser gereinigt. Für Aussenstehende sieht das schon etwas seltsam aus: Die Sprüche von wegen "Zahnbürste" folgen mit grösster Wahrscheinlichkeit. Metallteile werden vorerst nicht gereinigt. Da braucht es spezielle Techniken, die dann im Labor von Experten angewendet werden. Ziegel werden nur grob mit Wasser abgespritzt. Mörtel wird nicht nass gemacht, weil sonst alles zerbröselt. Die Kisten kommen dann in die Kantonsarchäologie nach Brugg.

Wenn man diese Arbeiten zum ersten Mal erledigt, hat man noch keine klaren Vorstellungen. Die Funde sind auch selten spektakulär. Trotzdem versuchte ich, die einzelnen Keramikteile zuzuordnen und soweit meine Kenntnisse reichten, den Zweck der Keramik zu bestimmen. Vieles blieb dennoch im Dunkeln. So packte ich im Bürocontainer das Buch "Römische Keramik in der Schweiz". Nachdem ich mich in die entsprechenden Kapitel eingelesen hatte, verstand ich viele Zusammenhänge besser. Und ich konnte ich eine Zeitlücke sinnvoll füllen. (Markus)

Rückschau

Foto Kantonsarchäologie; © Kanton Aargau

Erwartungs- und hoffnungsvoll steht eine Gruppe wild zusammengewürfelter Menschen bei den Baucontainern der Kantonsarchäologie Aargau im "Steinacher" in Gebenstorf. Einer ist pensionierter Swiss-Pilot, ein anderer pensionierter Banker, Lehrer, oder immer noch praktizierender Hausarzt, usw. Die jüngeren Generationen und die Damen tummeln sich beruflich in der Kunstszene, im Bildungsbereich oder in der Pharma-Branche. Eine kunterbunt gemischte Gruppe freiwilliger Ausgräberinnen und Ausgräber.

Erwartungsvoll deshalb, weil alle einen Teil ihrer Freizeit in bisher unbekannte Aus- oder Weiterbildung investieren, sehr neugierig sind, dafür auch Ferien opfern und eine Prise Abenteuerlust in sich tragen. Hoffnungsvoll deshalb, weil alle hoffen, anlässlich der Ausgrabung römische Relikte zu finden.

Im Vorfeld fanden Rekrutierungsgespräche statt. Danach erfolgte eine Infoveranstaltung inklusive feinem Apéro. Eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich untereinander zu "beschnuppern", sich kennenzulernen.

Archäologische Spielregeln

Es ist Montag, der 5. August 2019. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, Erklärungen organisatorischer Art und Aufzeigen der archäologischen "Spielregeln", starteten wir, aufgeteilt in zwei Gruppen und ausgerüstet mit Pickeln und Schaufeln sowie weiteren Bauwerkzeugen, mit dem Bearbeiten der vorbereiteten Grabungsfelder 1 und 2. Vorweg sei hier schon erwähnt, dass die landläufig zitierten "Pinseli und Zahnbürsteli" erst später, beim Reinigen der Fundstücke, zum Einsatz kommen.

Schon bald liess leises, ehrfürchtiges Jubeln erahnen, dass man im Grabungsfeld 1 fündig war. Tatsächlich konnte dieses Team erste Amphorenscherben bergen. Andere liessen sie, im Dreck eingebettet, vorerst unberührt. Zuerst musste das Grabungsfeld mit Maurerkellen und schlussendlich mit Staubsaugern gereinigt werden. Danach lernten wir das korrekte Fotografieren und das Nivellieren der Grabungsstelle. Nach Erklärungen zu einzelnen Bodenschichten und dem Abgrenzen der unterschiedlichen Bodenmaterialien mit einem Farbspray durch den Projektleiter, wurde das Grabungsfeld mittels Schnüren in einen Zeichnungsraster eingeteilt. Das nachfolgende, massstabsgetreue Zeichnen (1:20) der Bodenfläche, liess manchen der freiwilligen Ausgräberinnen und Ausgräber vor lauter Konzentration ins Schwitzen geraten. Ein Prozess, der sich während den drei Wochen nach jedem Abtragen einer weiteren Bodenschicht wiederholte.

Im Grabungsfeld 2 wurde eifrig entlang der aus vorgängigen Sondagen bekannten Mauer gebuddelt. Auch hier fanden wir Amphorenscherben, Ziegelfragmente und Anderes aus römischer Zeit. Aber auch Hinweise auf eine im 19. Jahrhundert erfolgte Ausgrabung durch Otto Hauser waren anzutreffen. Die sicher aus römischer Zeit stammende Mauer gab immer wieder Anlass zu Spekulationen, Ideen und Meinungen über deren Zweck, sei es unter den Archäologen, oder den Freiwilligen. Als wir dann in der zweiten Woche in einer Tiefe von ca. 2,50 Meter noch einen in die Mauer eingelassenen und bearbeiteten Stein fanden, übersprudelten die archäologisch unterschiedlichsten Spekulationen vollends. Ob eine Annahme davon richtig war? Mindestens aktuell wissen wir’s nicht. Mitten in dieser äusserst spannenden Ausgrabungsphase musste das noch tiefere Vordringen entlang der Mauer infolge Sicherheitsgründen abgebrochen werden. "Ein Baustopp bei der Archäologie"!

Ereignisreiche drei Wochen

Während des dreiwöchigen Projektes wurden wir immer wieder von Fotografen und Filmemachern begleitet. Zudem fanden jeden Donnerstagabend öffentliche Führungen statt. Das Publikumsangebot wurde mit einem Nachmittag der offenen Grabung und einem Kindernachmittag abgerundet.

Wir Freiwilligen durften jede Woche spannende Weiterbildungen geniessen. Die Themen lauteten: Baustellenprospektionen, Besuch der Arbeitsplätze und der "Katakomben" bei der Kantonsarchäologie, Ausbildungen über verschiedene Arten und Zweck von Amphoren mittels unseren ausgegrabenen Scherben, Besuch des römischen Meilensteins an der Hauptstrasse Turgi-Baden, Einsicht und Erklärungen zu archäologischen Abklärungen mittels Georadar, Geoelektrik und Geomagnetik. Last but not least kamen natürlich noch die vielen Diskussionen unter den Spezialisten dazu, bei welchen wir während den Arbeiten immer wieder mit einem Ohr hinhörten und uns dann zu eigenen Meinungen, Ideen, oder Spekulationen über das Gefundene verleiten liessen.

Nun ist das erste vom Kanton Aargau – eventuell auch eine Premiere in der Schweiz – lancierte Freiwilligen-Projekt bei archäologischen Ausgrabungen abgeschlossen. Voraussichtlich dürfen einige von uns noch bei der Nachbearbeitung der Fundstücke mithelfen.

Das Fazit

Einen der viel gepriesenen römischen Goldschätze zu finden, ist uns nicht gelungen. Aber Hand aufs Herz, ist nicht jede Scherbe – und sei sie noch so winzig und trotzdem 2000 Jahre alt – eine kleine Sensation, ein kleiner Schatz? Mindestens wir Freiwilligen empfanden dies während unserer Grabungszeit immer wieder so. Man wisse, "Archäologen graben nicht nach Schätzen, sie suchen nach Informationen".

Für alle Freiwilligen war es ein sehr spannender und lehrreicher Einsatz. Ich meine, keiner von uns möchte diese Zeit missen. Wir haben viele interessante Menschen kennengelernt, unsere Coaches von der Kantonsarchäologie, aber auch innerhalb unserer Freiwilligentruppe. Es wurden neue Bekanntschaften, oder eventuell sogar neue Freundschaften geknüpft. Mit nur zwei Regentagen haben wir bei besten Wetterverhältnissen zusammen gearbeitet, zusammen geschwitzt, zusammen diskutiert, zusammen gelacht. Es war ein tolles Team. Der Kantonsarchäologie und unseren Coaches, Verena, Manuela und Pirmin ein grosses Dankeschön für die Chance, bei einer archäologischen Ausgrabung mitarbeiten zu dürfen.

Nach einem Ausgrabungsfest, einem Besuch im Vindonissa-Museum und mit vielen offenen Fragen, löst sich die Freiwilligen-Gruppe nach drei Wochen Einsatz erwartungs- und hoffnungsvoll wieder auf.

Erwartungsvoll deshalb, weil alle von uns Freiwilligen irgendwann einmal Erkenntnisse aus unseren gemeinsamen Ausgrabungen erfahren möchten.

Hoffnungsvoll deshalb, weil alle von uns auf eine Weiterführung des Freiwilligen-Projektes und natürlich auf ein Wiederdabeisein hoffen und dass sich die "Chef-Etage" der Kantonsarchäologie eventuell für ein Weitergraben im "Steinacher" in Gebenstorf entscheidet. (Valentin)

Weshalb der Feldkurs in Gebenstorf stattfindet

Das Grabungsareal in Gebenstorf-Steinacher liegt in der Bau- und Gewerbezone und dürfte in Zukunft überbaut werden. Deshalb sind die archäologischen Reste potentiell gefährdet. Dank dem Engagement der Freiwilligen kann das Gelände jetzt schon mit einer kleinen Flächengrabung untersucht werden. Sonst beschränken sich vorgängige Abklärungen auf Baggerschnitte. Bei einem zukünftigen Bauprojekt ist die Kantonsarchäologie dank der Ergebnisse des Feldkurses sehr gut vorbereitet und kann die kommenden Grabungsarbeiten optimal auf den Bauablauf abstimmen.

Die letzte unbebaute Fläche

Abbildung: Kantonsarchäologie Aargau; © Kanton Aargau

Das Areal liegt an der Strasse vom Legionslager Vindonissa Richtung Baden. Davon zeugt ein Meilenstein, der in Turgi gefunden wurde. Die Limmat, die nicht unweit des Grabungsortes fliesst, diente in der Römerzeit als wichtiger Transportweg. Während dem Bau der Bahnlinie 1856 kamen Gräber von Legionären zum Vorschein, die zu einem Gräberfeld des Legionslagers Vindonissa gehören. Vereinzelte römische Funde und Mauerreste zeugen im Weiteren von einer römischen Siedlung, die jedoch kaum bekannt ist. So wurden beim Strassenbau 1978/80 die Reste eines herrschaftlichen Gebäudes aufgedeckt.

Bei der Parzelle handelt es sich um die letzte unbebaute Fläche, in der die Reste der römischen Siedlung noch erhalten sind. Die Kantonsarchäologie hat das Areal deshalb schon länger im Blick und führte 2017 geophysikalische Messungen durch. Dabei fanden sich Hinweise auf römische Mauerzüge.

Mehr erfahren durch den Feldkurs

Foto Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau

Im Boden finden sich Reste eines römischen Gebäudes, von dem ein kleines Team der Kantonsarchäologie in einer Sondierung im April bereits eine gut erhaltene Mauer freigelegt hat. Auffallend sind die zahlreichen Amphorenscherben. Ein Teil der Scherben konnte bereits begutachtet werden: Sie stammen von Amphoren, in denen Wein, Olivenöl und Fischsauce transportiert wurde.

Bisher weiss man zur römischen Siedlung in Gebenstorf kaum etwas. Handelt es sich um Reste der zum Legionslager Vindonissa gehörenden Zivilsiedlung (vicus), die gemäss Theorie mindestens in einem Abstand von 2,22 km, d.h. einer römischen leuga, liegen müsste? Oder liegt hier ein Warenumschlagplatz an der Limmat, worauf die zahlreichen Amphorenscherben deuten könnten?

Der Feldkurs lässt hoffen, nun mehr zur Datierung und Funktion der Siedlung erfahren zu können.

Bild der Woche

Das Bild der Woche fotografierten und wählten die Freiwilligen selbst aus.

  1. Blick ins Grabungszelt: Freiwillige an der Arbeit.
    Gute Teamarbeit (Woche 1)
  2. Blick von oben auf ein Waschbecken, an dem zwei Personen mit farbigen Gummihandschuhen Scherben waschen.
    Bunte Arbeit (Woche 2)
  3. Zwei Freiwillige dokumentieren ein Schichtprofil auf dem Feldkurs in Gebenstorf-Steinacher.
    Kunst (Woche 3)

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