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Der Badener Kurplatz und seine Bäder

Blick von oben auf den Kurplatz mit den geöffneten Grabungsfeldern.

Bei Thermalwasser- und Werkleitungssanierungen im Bereich des Badener Kurplatzes kamen 2020 Reste des historischen Verenabades und des Freibades zum Vorschein. Die Kantonsarchäologie untersuchte baubegleitend die archäologischen Hinterlassenschaften.

Die Geschichte der seit dem Mittelalter überlieferten Bäder − dem Verenabad und dem Freibad − reicht vermutlich bis in die Römerzeit zurück. Die Reste des Verenabades kamen im Mai 2020 zum Vorschein und wurden wissenschaftlich dokumentiert, dies baubegleitend und in enger Zusammenarbeit mit den ausführenden Architekten und Baufirmen. Im weiteren Verlauf der Bauarbeiten auf dem Kurplatz kam im Herbst 2020 auch das zweite historisch belegte Bad, das Freibad, zum Vorschein.

Die Überreste des Verenabads und des Freibades sind materielle Quellen, die die historischen Erzählungen und Darstellungen ergänzen. Die Funde belegen gemäss aktuellem Wissensstand die 2000-jährige Badetradition der Bäderstadt an der Limmat.

Archäologie in den Badener Bädern

Blick auf die Ausgrabungen im Bereich der römischen Thermenanlage im November 2011. Foto Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau

Derzeit erfahren die Badener Bäder eine tiefgreifende Erneuerung mit dem Neubau des Thermalbades von Mario Botta, eines Wohn- und Ärztehauses sowie der Sanierung und des Umbaus der historischen Badehotels "Verenahof", "Ochsen" und "Bären".

In Verbindung mit diesen Bauarbeiten werden im Bereich des Kurplatzes Werk- und Thermalwasserleitungen erneuert sowie der Platz neu gestaltet.

Im Vorfeld und zeitgleich zu den umfangreichen Bauarbeiten erfolgten 2009 bis 2012 und 2018 archäologische Ausgrabungen im Bereich der Neubauten. 2020 bis 2021 finden in den historischen Hotels Bauuntersuchungen statt und die Arbeiten im Bereich des Kurplatzes und der Strassen werden archäologisch begleitet.

2000 Jahre Baden in Baden

Die Thermalquellen im Limmatknie werden seit über 2000 Jahren von den Menschen zum Baden genutzt. Die Römer erbauten grosse Thermen. Über Jahrhunderte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Badener Bäder der berühmteste Badeort im Deutschen Reich. Mit dem Kurboom des 19. Jahrhunderts empfing Baden Gäste aus aller Welt. Diese lange Geschichte hat im Boden und auch an den heute noch bestehenden Gebäuden zahlreiche Spuren hinterlassen.

Das Verenabad

Das Verenabad während den archäologischen Dokumentationsarbeiten. Foto Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau

Unmittelbar vor dem Verenahof liegt in rund 0,6 Meter Tiefe die Ruine des mittelalterlichen Verenabades. Im Sommer 2020 wurde die nordöstliche Ecke des Beckens inklusive einer Einstiegsstufe und dem Bassinboden freigelegt. Die Bauweise deutet an, dass es sich um ein wiederverwendetes römisches Badebassin von herausragender baulicher Qualität handelt. Dank verschiedener Um- und Einbauten wurde es bis zur Aufgabe des Verenabades 1840 benutzt. Das Beckenwasser kam aus der namensgebenden Verenaquelle. Das 47 Grad heisse Wasser wurde im Südteil des Bassins gefasst und floss dort direkt in das Becken. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Wälderhutquelle am Nordrand des Beckens gefasst. Aufgrund neuzeitlicher Planzeichnungen lassen sich die Aussenmasse des Verenabades auf rund 6,5 x 14 Meter schätzen.

Das Verenabad war das Badener Armenbad. Sein Wasser hatte den Ruf, der (weiblichen) Fruchtbarkeit zuträglich zu sein, weshalb das Bad der Legende nach auch von vermögenderen Damen gerne besucht wurde.

Während Jahrhunderten rätselten Gelehrte und Forscher, ob das Verenabad eventuell auf ein römisches Bad zurückgeht. Nun wissen wir: das Verenabad ist ein römisches Bassin, das beinahe 2000 Jahre nahezu unverändert in Betrieb war. Damit belegt es die ungebrochene, über 2000 Jahre währende Badetradition in Baden.

Das Freibad

Bau- und Ausgrabungsarbeiten im Gleichschritt: Im Vordergrund liegt der Tonplattenboden des neuzeitlichen Bades offen. In der Bildmitte deutet die Mauer den westlichen Abschluss des Freibades an. Foto Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau

Vor dem heutigen Schweizerhof lag vom späten Mittelalter bis anfangs 19. Jahrhundert das öffentliche Freibad. Vom späten 19. Jahrhundert bis 1938 stand an der Stelle des ehemaligen Bades ein runder Trinkbrunnen, das sogenannte "Eierbrünneli".

Bis zur Wiederentdeckung des Freibades im Herbst 2020 stützten sich die Kenntnisse darüber alleine auf historische Beschreibungen und Abbildungen. 1399 ist das Freibad erstmals durch das Schröpfamt schriftlich bezeugt. Wie die aktuellen Untersuchungen zeigen, geht auch das Freibad auf ein römisches Badebassin zurück.

Im Zentrum ein Sakralbau

Frontalansicht eines Kalksteinquaders mit einer lateinischen Inschrift. Foto Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau

Zwischen dem Freibad und der Hauptquelle am "Grossen Heissen Stein" liessen sich römische Baubefunde erkennen. Sie hängen mutmasslich mit einer grösseren Brunnenanlage und einem Sakralbau zusammen.

Wie Befunde und Funde bestätigen, ist hier von monumentaler Steinarchitektur auszugehen. Darauf weist unter anderem ein Kalksteinquader mit einer lateinischen Inschrift. Der Text nennt in der zweitobersten Zeile den Begriff DIVINIS (göttlich), was auf eine Weihung an eine Gottheit hindeutet. Die Inschrift stammt vermutlich aus einem Kultgebäude im Zentrum der römischen Thermenanlagen.

Das Zentrum der römischen Badeanlagen lag damit zweifelsohne im Umfeld der Hauptquelle rund um den "Grossen Heissen Stein".

Der Bäderplatz: Ursprung und Herz des Kurorts

Der Bäderplatz um 1800 mit den beiden öffentlichen Bädern. Im Vordergrund das Verenabad, im Hintergrund das Freibad. © Historisches Museum Baden. Grafische Sammlung.

Der einstige Bäderplatz (der heutige Kurplatz) ist das Zentrum und der Ursprung der Badener Bäder. Hier entspringen vier Thermalquellen, darunter der "Grosse Heisse Stein", die Badener Hauptquelle und die St. Verenaquelle.

In der Römerzeit befand sich hier im Bereich der Quellen möglicherweise ein heiliger Bezirk sowie Badeeinrichtungen der grossen Thermenanalage. Im Mittelalter und bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts prägten zwei ungedeckte, öffentliche Bäder unter freiem Himmel den nun von Badegasthäusern umgebenen Bäderplatz: das vor dem heutigen "Schweizerhof" gelegene Freibad und das Verenabad auf der westlichen Platzseite.

Schutz der Baudenkmäler

Nach ihrer Wiederentdeckung wurden die ehemaligen Bäder wieder zugedeckt. Eine Sichtbarmachung ist aus restauratorisch-konservatorischer Sicht nicht zu verantworten. Der konstante Einfluss von Tageslicht, schwankende Witterungsbedingungen und die starke Mineralanreicherung des dauerfeuchten Untergrundes würden rasch zum Wachstum von Mikroorganismen, Salzausblühungen und mechanischen Schäden am historischen Mauerwerk führen. Zudem wäre eine Sichtbarmachung mit baulichen Eingriffen in die originale Bausubstanz verbunden.

Im Sinne eines bestmöglichen Schutzes der Baudenkmäler wurde entschieden, diese wieder zuzudecken und ihre Präsentation und Vermittlung mit anderen Mitteln zu realisieren.

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