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Kaiseraugst-Heidemurweg

Ein Bagger macht den Erdabtrag und ein Archäologe überwacht diese Arbeiten.

Ein Haus am Heidemurweg sollte fünf neuen Einfamilienhäusern weichen. Das Bauprojekt löste eine archäologische Notgrabung aus. Von April bis September 2015 untersuchten Archäologen die fünf Baugruben.

Die vom Bauprojekt tangierte Fläche befindet sich unmittelbar südlich des spätantiken Kastells (4.−5. Jahrhundert n. Chr.), das in römischer Zeit Castrum Ruracense genannt wurde. Eine der wichtigsten Strassen von Augusta Raurica, die sogenannte Castrumstrasse, befand sich westlich der Grabungsfläche, etwa unter der heutigen Kastellstrasse. Entlang der römischen Strasse standen einst Wohngebäude. In der Regel verfügten diese Häuser über Hinterhöfe, die unterschiedlich genutzt worden sind: zum Beispiel für Handwerk, Garten, Kleinviehhaltung, hier befanden sich Deponien und Latrinen.

Latrinen − So weit weg wie möglich

Nicht heikel sein beim Graben: römische Latrinen. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Das Grabungsteam dokumentierte Überreste von Holz- und Fachwerkbauten, die älter als die bisher bekannten Steingebäude sind. Diese Überreste sind nicht immer einfach zu erkennen. Die Häuser wurden vor Neubauten in der Regel einplaniert und hinterlassen nur wenige Spuren.

Zwei solche Gebäudeteile erkannten die Ausgräber ganz im Süden der heutigen Parzelle. Innerhalb eines Raums ist als einzige Einrichtung eine Feuerstelle dokumentiert worden. In der Mitte der heutigen Parzelle sind die Archäologen auf den Hinterhofbereich gestossen. Hier befanden sich zahlreiche Latrinengruben. Diese „Plumpsklos“ standen in der Regel am Parzellenrand, möglichst weit weg von der Überbauung.

Ein Säuglingsgrab

Ein Babygrab. Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Aus der Zeit der Steinhäuser sind bisher nur ganz wenige Befunde beobachtet worden. Dazu gehören die letzten Reste einer Mauer. Das Grabungsteam entdeckte ausserdem ein Säuglingsgrab. Das Baby könnte damals durchaus auch im Hofbereich der holzbauzeitlichen Überbauung bestattet worden sein, wie es bei den Römern teilweise üblich war.

Der Kastellgraben

Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Bisher sind keine Strukturen aus der Spätantike beobachtet worden; einzige Ausnahme ist der Kastellgraben. Der zuerst wannenförmige Graben wurde offenbar zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Mal V-förmig ausgehoben.