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Die letzte Lücke − Ausgrabung in Kaiseraugst

Rekonstruktionszeichnung der römischen Stadt Augusta Raurica.

Im Vorfeld des Baus eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage untersuchte ein Team der Kantonsarchäologie 2021 vorgängig die archäologischen Überreste.

Das Grabungsareal an der Mühlegasse ist eine der letzten unbebauten Flächen, die letzte Lücke im Bereich des spätantiken Kaiseraugst. Sie liegt unmittelbar südwestlich des Kastells, im Bereich des sogenannten suburbium, der Kastellvorstadt. Archäologische Sondierungen in den betreffenden Parzellen haben im Jahr 2019 gezeigt, dass im gesamten Bauperimeter mit römischen Befunden zu rechnen ist.

Die Bodeneingriffe haben archäologische Hinterlassenschaften tangiert, weshalb die Kantonsarchäologie im Vorfeld des Bauprojekts eine Ausgrabung durchgeführt hat, um die archäologischen Befunde zu dokumentieren und das Fundmaterial zu bergen. Die Kampagne dauerte von Anfang September bis Ende Dezember 2021.

Funde als Hinweise

Zu erwarten waren Strukturen wie Mauern, Strassen, Gruben oder handwerkliche Installationen. Daneben waren Funde zu bergen wie Keramik, Tierknochen, Münzen und weitere Metallobjekte wie Werkzeuge, Waffen oder Nägel. Diese Funde liefern Hinweise über die Lebensumstände der einstigen Bewohner der Kastellvorstadt und der Kastellbesatzung und helfen dabei, die vorliegenden Befunde zu datieren. Bereits auf der Grabung registrierten Mitarbeitende die Funde. Anschliessend wurden die Funde restauriert und fachgerecht in die Depots der Römerstadt Augusta Raurica eingelagert.

Spätantiker Räucherofen. Gut sichtbar ist der Plattenboden im Inneren des Ofens sowie die Feuergrube im Osten. Durch den Kanal gelangte der Rauch in das Ofeninnere.
Randscherbe eines Schüsseltyps, der in Augusta Raurica im späten 3. Jahrhundert n. Chr. verbreitet war.
Illustration Augusta Raurica
Stadtrekonstruktion von Augusta Raurica um 320 n. Chr. Die Lage der Grabungsfläche ist rot markiert. © Augusta Raurica

Ausgrabungs- und Forschungsplatz

Der Bauperimeter liegt am Rand des alten Dorfkerns von Kaiseraugst unmittelbar vor dem spätantiken Castrum Rauracense, einem kantonalen und nationalen Schutzobjekt. Die dokumentierten Befunde gehören zum Kastell, darunter waren aber auch Befunde aus der frühen und mittleren Kaiserzeit zu erhoffen, wodurch die Kenntnisse über die Entwicklung der Kastellvorstadt markant erweitert werden könnten.

Das spätantike Kastell von Kaiseraugst mit der dazugehörigen Kastellvorstadt gehört zu den wichtigsten archäologischen Fundplätzen der Schweiz und ist international als Ausgrabungs- und Forschungsplatz bekannt.