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November 2018

Digitale Transformation als Chance nutzen

Volkswirtschaftsdirektor Dr. Urs Hofmann äussert sich im Interview zur Bedeutung der Digitalisierung für Kanton und Bevölkerung und plädiert dafür, die Chancen zu ergreifen, die sich aufgrund des Fortschritts bieten. Investitionen seien zudem gerade dann wichtig, wenn es wirtschaftlich nicht so gut läuft.

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Was hat die Bevölkerung, was hat die Wirtschaft davon, wenn der Aargau digitaler wird?

Urs Hofmann: Dass sich unsere Lebenswelt aufgrund zunehmender digitaler Möglichkeiten laufend verändert, wissen wir alle. Selbstverständlich macht dieser Trend auch vor der kantonalen Verwaltung nicht halt. Viele Abläufe und Prozesse im Verwaltungsalltag ändern sich: Anstelle eines Briefs, der selbst formuliert, von Hand zugeklebt und irgendwo aufgeben werden muss, können heute etwa Fristerstreckungen bei Steuererklärungen einfach per Mausklick erledigt werden. Von solchen Vereinfachungen profitieren nicht nur die Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung, sondern auch die Wirtschaft und die ganze Bevölkerung des Kantons.

In welchen Bereichen bringt die Digitalisierung die grössten Veränderungen mit sich. Für Sie persönlich und für die Gesellschaft?

Urs Hofmann: Das wird die Zukunft zeigen. Prognosen sind in diesem Umfeld erfahrungemäss schwierig. Klar ist, dass kaum ein Bereich von digitalen Veränderungen verschont bleiben wird. Sei es das Gesundheitswesen, Handel und Vertrieb, Gewerbe und Industrie und eben auch die kommunalen und kantonalen Verwaltungen. Viele Veränderungen erfolgen zunächst im Kleinen und kaum bemerkt, andere fordern von uns

Persönlicher Kontakt hat gerade im digitalen Umfeld einen besonders hohen Stellenwert.

rasch spürbare Anpassungen. Dennoch hat die Digitalisierung auch Grenzen: Persönlicher Kontakt hat gerade im digitalen Umfeld einen besonders hohen Stellenwert. Wichtig ist, dass wir agil und gegenüber Neuem offenbleiben, damit wir den Anschluss nicht verpassen. Von grosser Bedeutung ist zunehmend auch eine adressatengerechte und authentische Kommunikation. Kommunikative Fähigkeiten sind heute und in Zukunft mehr denn je gefragt.

Digitalisierung ist ja nicht ein neues Phänomen: Warum setzt der Regierungsrat ausgerechnet jetzt einen Schwerpunkt?

Urs Hofmann: Die technischen Entwicklungen und damit die Digitalisierung beschleunigen sich ständig. Ein privater Betrieb oder eine Verwaltung, die technisch nicht auf der Höhe sind, wirken schnell antiquiert. Um ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, muss die Verwaltung Gas geben; sonst verpasst sie den Anschluss. So wächst das Bedürfnis unserer Mitarbeitenden, digital und mobil zu arbeiten. Moderne Geräte, die uns aus dem privaten Bereich bestens bekannt sind, wollen wir auch im Arbeitsalltag nutzen können. Auch eine permanente Weiterbildung ist im digitalen Umfeld wichtig, damit sich möglichst alle Mitarbeitenden in einer immer digitaler werdenden Welt zurechtfinden. Dabei wollen wir das breite Wissen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Entwicklung einer digitalen Strategie für unsere Verwaltung nutzen. Beispielsweise über die neu lancierte Kollaborations-Plattform.

Der Kanton Aargau hat seit Jahren Finanzprobleme. Wäre es da nicht besser, Geld zu sparen statt in Digitalisierungsprojekte zu investieren?

Urs Hofmann: Eine alte Erfahrungstatsache sagt uns, dass Investitionen in die Zukunft gerade dann am wichtigsten sind, wenn es einem wirtschaftlich nicht so gut geht. Nur so hat man die Chance, Neues zu entwickeln, sich besser zu positionieren und auch finanziell wieder Boden unter den

Investitionen in die Zukunft sind gerade dann am wichtigsten, wenn es einem wirtschaftlich nicht so gut geht.

Füssen zu gewinnen. Gerade wenn wir trotz Mengenwachstum nicht beliebig neue Stellen schaffen können, sind wir es unseren Mitarbeitenden schuldig, optimale Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen und die Arbeitsabläufe auch mit Hilfe neuer Applikationen einfacher auszugestalten.

Was bietet der Kanton Aargau bereits heute seiner Bevölkerung an digitalen Dienstleistungen an?

Urs Hofmann: Der Aargau ist in manchen Bereichen ein Pilotkanton: Beispielsweise beim eUmzug, der beim Zügeln den Gang aufs Amt entbehrlich macht, wie schon erwähnt bei der elektronischen Fristerstreckung für Steuererklärungen oder beim eBau, mit welchem ein medienbruchfreies Baubewilligungsverfahren ermöglicht wird und die Gesuchstellenden von zuhause aus nachverfolgen können, wo ihr Baugesuch in der Verwaltung gerade steckt.

Viele Angebote sind zwar auf dem Netz verfügbar, werden jedoch noch zu wenig genutzt. Wir müssen deshalb den Zugang für die Bevölkerung vereinfachen und den Bürgerinnen und Bürgern aufzeigen, wie sie auf ihre Fragen im Internet unkompliziert die richtige Antwort finden. So gehen beispielsweise beim Strassenverkehrsamt täglich bis zu 2'000 Telefonanrufe ein. Ein Grossteil der Anliegen könnte jedoch bereits heute auch via Internet erledigt werden.

Chatbots, Roboter, künstliche Intelligenz – werden Bürgerinnen und Bürger künftig überhaupt noch mit Menschen in Kontakt treten können?

Urs Hofmann: Mittels digitaler Angebote können Standardprozesse und viele Routineanfragen einfach über das Netz abgewickelt werden. Das erlaubt unseren Mitarbeitenden dort mehr Zeit für persönliche Kontakte aufzuwenden, wo es wichtig ist: Spezial- und Einzelfälle können so individuell gelöst werden, ohne dass die Mitarbeitenden wegen der Flut von Massengeschäften daran gehindert werden. Persönliche Kontakte werden auch im Zeitalter der Digitalisierung nicht an Bedeutung verlieren. Im Gegenteil wird das Bedürfnis nach Beratung gerade in der digitalen Welt dort zunehmen, wo es um komplexere Fragestellungen geht.