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Schloss Lenzburg

Schloss- & Baugeschichte

Das Schloss Lenzburg hat eine bald tausendjährige Geschichte. Alle seine zahlreichen Bewohner und deren Epochen haben ihre Spuren hinterlassen.

Die Lenzburg zählt zu den ältesten und bedeutendsten Höhenburgen der Schweiz. Erste Spuren einer Besiedelung datieren aus der Jungsteinzeit. Im Mittelalter bewohnten die Burg die Grafen von Lenzburg, die Staufer, Kyburger und Repräsentanten der Habsburger. Im Spätmittelalter von den Bernern erobert und zur Landvogtei umgebaut, gelangte das Schloss im 19. Jahrhundert in Privatbesitz. Es diente als Erziehungsinstitut, als Heim der Familie Wedekind sowie als repräsentativer Wohnort amerikanischer Industrieller. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Lenzburg von einer Stiftung der Stadt Lenzburg und des Kantons Aargau übernommen.

Besitzer und Bewohner

Das Schloss Lenzburg war Adels- und Landvogtsresidenz, Erziehungsinstitut und Privatsitz, und ist seit 1987 ein Museum im Besitz der Stiftung Schloss Lenzburg der Stadt Lenzburg und des Kantons Aargau.

11./12. Jh. – Lenzburger und Staufer

1077 wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt. Sie diente als Sitz der Grafen zu Lenzburg. Das Geschlecht starb 1173 mit dem Tod Ulrichs IV. aus. Dieser vermachte die Burg testamentarisch dem staufischen deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Die Staufer wurden im Jahr 1200 aus dem Aargau verdrängt.

13./14. Jh. – Kyburger und Habsburger

Durch Heirat gelangte die Burg 1230 an das Haus der Kyburger, die eine befestigte Marktsiedlung am Schlossberg gründeten, aus der sich später die Stadt Lenzburg entwickelte. 1264 starben die Kyburger in der männlichen Linie aus.

Rudolf I., Graf von Habsburg, erwarb die Lenzburg 1273. Die Habsburger bewohnten das Schloss bis 1344. Danach diente es der Familie Schultheiss-Ribi als Wohnsitz, die von dort aus im Namen der Habsburger das Gebiet verwaltete.

15.–18. Jh. – Berner Landvögte

Nach der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahr 1415 residierten ab 1444 bernische Landvögte auf der Burg. Diese wurden jeweils für vier bis sechs Jahre aus den Reihen des Rates der Stadt Bern gewählt. Der Bekannteste unter ihnen ist Adrian I. von Bubenberg, Landvogt von 1457 bis 1461.

1624 zeichnete Joseph Plepp die erste exakte Darstellung der Burg sowie einen Grundrissplan des Schlosses. Der Plan diente einem gross angelegten Befestigungsprojekt, dass nur in Teilen realisiert wurde.

Der letzte Berner Landvogt, Viktor von Wattenwyl, übergab die Burg 1798 an die Franzosen.

1804–1853 – Kanton Aargau und Christian Lippe

Nach der Gründung des Kantons Aargau 1803 ging das Schloss in Staatsbesitz über und wurde 1823 an den Pädagogen Christian Lippe vermietet, der hier ein Knabeninstitut betrieb. Nach seinem Tod wechselte das Schloss mehrmals die Hand.

1853–1956 – Private Besitzer: Wedekind – Jessup – Ellsworth

Die Familie Wedekind emigrierte aus dem Deutschen Reich in die Schweiz und kaufte 1872 das Schloss Lenzburg. Unter den sechs Kindern war auch der spätere Dichter Frank Wedekind, der auf der Lenzburg seine Jugendjahre verbrachte.

1893 erwarb der Amerikaner Augustus E. Jessup das Schloss und bezog seinen neuen Wohnsitz mit seiner Frau, Lady Mildred Marion Bowes-Lyon, einer Verwandten des englischen Königshauses.

1911 ging die Lenzburg in den Besitz von James Ellsworth über, dem Vater des Polarforschers Lincoln Ellsworth.

Ab 1956 – Vom Historischen Museum zum Museum Aargau

1956 verkaufte die Witwe von Lincoln Ellsworth das Schloss an den Kanton Aargau und die Stadt Lenzburg, die eine gemeinsame Stiftung gründeten. 1978 bis 1986 wurde die Lenzburg aufwändig restauriert und für ihre Nutzung durch eine breite Öffentlichkeit eingerichtet. 1987 führte man die kulturgeschichtlichen Sammlungen des Kantons Aargaus auf Schloss Lenzburg zusammen und stellte sie unter der Bezeichnung Historisches Museum des Kantons Aargau aus. 2007 erfolgte ein Namenswechsel: Aus dem Historischen Museum wurde Museum Aargau.

Baugeschichte

Seit seiner Gründung im frühen 11. Jahrhundert wurde die Anlage der Lenzburg ständig erweitert und verändert. Die letzte Gesamtsanierung fand zwischen 1978 und 1986 statt.

Landvogteihaus, Ostbastion, Palas und Turm, Ritterhaus
© Museum Aargau

Die ersten Bauten

Der Wohnturm ist das älteste Bauwerk auf Schloss Lenzburg, erstellt um 1100 von den mächtigen Grafen von Lenzburg. Er wurde 1170 um den Südturm und einen kleinen Hof erweitert.

Im 11. oder 12. Jahrhundert entstand auch eine Schlosskapelle, die aber im 18. Jahrhundert abgetragen wurde.

Habsburgische Erweiterungen

Die Habsburger erweiterten die Anlage: Um 1340 liess Herzog Friedrich II. das Ritterhaus erbauen. Diesem schloss sich im Westen ein Wohntrakt an, der 1509 abgerissen wurde. Diese Gebäude ergänzten den Befestigungsgürtel rund um die Hügelkuppe. 1340 bis 1344 wurde der Südturm um zwei Obergeschosse erweitert.

Ausbau unter den Berner Landvögten

Nach der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahr 1415 residierte ab 1442 ein bernischer Landvogt auf der Burg. Es entstanden das Landvogteischloss und das heutige Stapferhaus im bernischen Stil. Weitere Bauten wie die Pfisterei (Bäckerei), das Wasch-, Zeug- und Wächterhaus sind nicht mehr erhalten. Im ersten Obergeschoss des Südturms wurde im 16. Jahrhundert ein Gefängnis eingerichtet.

Im 17. Jahrhundert erfolgte der Umbau der Lenzburg zur Festung: 1625 wurden eine an der Nordseite vorgelagerte Doppeltoranlage mit Zwinger errichtet und die Erdaufschüttungen an der Ost- und Südseite erhöht. 1642 bis 1646 liess man einen elf Meter hohen Wall aufschütten, wodurch die Ostbastion entstand.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde über dem Torhaus mit der Wächterwohnung im Obergeschoss und dem Windenturm das Gewölbe eingezogen.

Lippsches Erziehungsinstitut

Unter dem deutschen Pädagogen Christian Lippe erfuhr die Burg eine Umnutzung als Erziehungsinstitut. Als Schulgebäude diente das Hintere Haus, die Landvogtei war der Wohntrakt der Lehrer. Im Hof wurden Gemüse- und Pflanzenbeete angelegt.

Private Besitzer: Wedekind – Jessup – Ellsworth

Augustus E. Jessup liess das Schloss umfassend sanieren und mit einer Zentralheizung, einem Wasseranschluss und Elektrizität ausstatten. Die Ostbastion wurde um 6 Meter tiefer gesetzt und ein Rosengarten angelegt.

Vom Historischen Museum zum Museum Aargau

Zwischen 1978 und 1986 wurde das Schloss erneut einer Gesamtsanierung unterzogen. Zudem entstand im Südwestteil des Schlossgeländes eine Gartenanlage im französischen Stil.