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Vom Pergament zum Chip

Motion Kantonales Frauenstimmrecht, 1945

Papier, Original; Signatur NL.A-0239/0021. Findmittel: archivinterne Datenbank. – Lit.: R. Gerber, Der Kaufmännische Verein Aarau 1870 –1998, in: Argovia 114 (2002), S. 215–224; W. Gautschi, Geschichte III, S. 65 f. mit Anm. 113 zur Motion Widmer.

Walter Widmer-Kunz, Sekretär des Kantonalverbandes der Aargauischen Kaufmännischen Vereine, beteiligte sich an den Aktionen des Schweizerischen Aktionskomitees für das Frauenstimmrecht, das zur Unterstützung des Postulats Oprecht zur Einführung des Frauenstimmrechts auf Bundesebene im Mai 1945 gegründet wurde. Widmer reichte die Motion zur Einführung des kantonalen Frauenstimm- und -wahlrechts im Sozialbereich am 4. Sept. 1945 ein und startete am 12. Sept. eine Umfrage mit der Eventualklausel betreffend die Einführung des politischen Stimm- und Wahlrechts.

Die Antworten fallen unterschiedlich aus:

Abb. links (Lydia Müller, Wettingen): Ja zum Stimm- und Wahlrecht im angestammten Sozialbereich, aber Nein im politischen Bereich. Abb. rechts (Berte Widmer, Rheinfelden): Nein für jeden Bereich, weil "die Herren der Schöpfung auch weiterhin im Stande sein sollten auch die sozialen Fragen auf dem rechten Geleise zu halten, sonst müssten ja doch die Frauen Schuld sein, wenn es schief ginge!"

Die vorberatende Grossratskommission beschloss Nichteintreten auf die Motion, u.a. mit dem Argument, die Mehrheit der Frauen wünsche kein Wahl- und Stimmrecht (wie Berte Widmer). Die vom Staatsarchiv 1998 übernommenen Unterlagen des Kaufmännischen Vereins Aarau widerspiegeln die vielfältigen Aufgaben und Tätigkeiten eines kaufmännischen Regionalverbandes seit seiner Gründung 1870 bis zum Ende des 20. Jh. Ein wichtiges Ziel der Vereinsgründung war, die kaufmännische Ausbildung zu verbessern. Ausdruck dieser Professionalisierung war die Gründung der vom Kaufmännischen Verein getragenen Handelsschule in Aarau 1903/04. Seit dem beginnenden 20. Jh. entwickelte sich der Verein zu einem politisch engagierten Berufsverband. Zu den zentralen Anliegen gehören seither die Regulierung der Arbeitszeiten, die Erhöhung der Reallöhne, die Lehrlingsausbildung sowie der Versicherungsschutz der Angestellten. Die Unterlagen stammen aus der Zeit 1870–1998 mit Vorakten der "Industria" 1866/68 und umfassen Vorstandsprotokolle, Korrespondenz des Vereinssekretariats, Mitgliederverzeichnisse und Personenkarteien sowie Vereinschroniken. R. Gerber.