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Kantonaler Sanitätsnotruf 144 :
Neu zentrale Einsatzleitstelle

Eine Bilanz über die letzten 6 Monate zeigt, dass der Sanitätsnotruf des Kantons Aargau sich im Vergleich messen kann.

Vor einem Jahr wurde beschlossen, den zentralisierten Sanitäts-Notruf 144 in der Schweiz flächendeckend einzuführen. Heute wird diese Forderung bereits von rund 2/3 aller Kantone erfüllt.

Im Aargau verteilen sich 11 Rettungsdienste über den ganzen Kanton. 9 davon basieren auf einem Akutspital mit eigener Notfallstation und eigenen Rettungsmitteln. Zwei Rettungsdienste sind private Rettungsorganisationen. Das rettungsdienstliche Personal ist nach den Richtlinien des Interverband für Rettungswesen ausgebildet. Eine flächendeckende Verteilung, eine zweckmässige Ausrüstung und eine gute Ausbildung sind aber nur dann nützlich, wenn die Retter und Retterinnen innert vernünftiger Frist den Patientinnen und Patienten kompetente Hilfe anbieten können.

Zu lange Interventionszeiten, die sich aus Alarmierungs-, Ausrück- und Anfahrtszeiten zusammensetzen, waren denn auch bis anhin die Schwachpunkte des aargauischen Rettungswesens. Dazu kam, dass die Mitarbeitenden der Spital-Telefonzentralen, die die Notrufe entgegennahmen, in rettungstechnischen Belangen nicht so weit ausgebildet sind, dass sie jeweils die Schwere des Ereignisses abschätzen sowie eine Triage für die notwendigen Einsatzmittel und das Rettungspersonal vornehmen konnten. Durch den umständlichen Alarmierungsweg gingen wichtige Informationen verloren oder wurden falsch weitergegeben.

Im Zuge aufwendiger Restrukturierungen und Anpassungen im schweizerischen Telefonnetz wurde es Ende letzten Jahres möglich, alle Sanitätsnotrufe entsprechend ihrer Herkunft innerhalb der politischen Kantonsgrenzen an eine einzige, zentrale Einsatzleitstelle zu lenken. Von dort aus werden heute die elf regionalen Rettungsdienste entsprechend dem neuen Notrufdispositiv eingesetzt.

Das heutige Team der Einsatzleitstelle (ELS) besteht aus Rettungssanitäterinnen und Anästhesie-Pflegepersonal mit Zusatzausbildung in rettungstechnischen Belangen. Eine spezifische Weiterbildung zu Sanitätsnotruf-Disponenten befähigt sie, ihre Aufgaben in der ELS wahrzunehmen. Im Turnus arbeiten sie als Einsatzleiterin in der ELS, als Berufsretter im rettungsdienstlichen Einsatz und im Operationssaal des Kantonsspitals. Dies ermöglicht ein permanentes Training mit Schulung und Überwachung ihrer Fähigkeiten und Kompetenzen.

Zur Zeit erhält der Sanitätsnotruf 144 aus dem ganzen Kanton innert 24 Stunden etwa 150 Anrufe. Zusätzlich gehen nochmals etwa ebenso viele andere, einsatzbezogene Telefonanrufe ein. Von den Notruf-Verbindungen sind etwa ein Drittel Fehl- und Versuchsanrufe, Falschwahlen (TCS, Dargebotene Hand, etc.) sowie Kinderanrufe und mutwillige Notrufe. In der ersten Jahreshälfte wurden rund 8000 Einsätze verzeichnet, was einen Tagesschnitt von 50 Ambulanzeinsätzen pro Tag ergibt. In diesen eingeschlossen sind alle Primär- und Sekundäreinsätze, sowie Notfall-Fahrten und geplante Fahraufträge.

Im Vergleich mit ähnlichen Einsatzleitstellen der Kantone Luzern, St. Gallen und Tessin kann die Verhältniszahl der Einsatz-Bearbeitungen pro volle Personalstelle und Jahr, also das jährliche Einsatzleiter-Pensum, als charakteristischer Leistungswert herangezogen werden: Luzern 1360, St. Gallen 1300, Tessin 2570, Aargau 3000 Einsatzbearbeitungen pro volle Personalstelle und Jahr.

Diese Zahlen zeigen klar, dass die neue kantonale ELS 144 im öffentlichen Gesundheitswesen viel schneller ihren Platz gefunden hat als angenommen. Sie erfüllt heute fachlich und technisch ihre Funktion für das Alltags-Rettungswesen. Sie pflegt jedoch sowohl Beziehungen zur Einsatzzentrale der aargauischen Kantonspolizei wie zu den Einsatzleitstellen der REGA oder Anliegerkantonen und koordiniert mit diesen Stellen gegebenenfalls auch Patiententransport-Einsätze. Demnächst wird ihr auch die Aufgabe als kantonale sanitätsdienstliche Einsatzleitstelle in ausserordentlichen Lagen übertragen. Als sogenannte rückwärtige "blaue Führungsstelle" wird sie im Rahmen des Koordinierten Sanitätsdienstes (KSD) wichtige Funktionen erfüllen wie Alarmierung von sanitätsdienstlichem Personal, Aufbieten von Katastrophenmaterial und Organisation besonderer Betriebsabläufe.

Eine Minimalzeit können die besten Rettungsdienste nicht garantieren. Gesamtschweizerisch besteht die Einsatzdoktrin: In 90% der Fälle muss die Rettungsequipe 15 Minuten nach dem Alarm am Einsatzort eintreffen. Nach einem halben Jahr Betriebszeit der zentralen Einsatzleitstelle ist dieses Ziel erreicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Latte noch höher, bis auf 95% angehoben werden kann. Mit der Zentralisierung des Sanitätsnotrufs 144 hat eine Optimierung auf fachlicher wie zeitlicher Ebene zu Gunsten der Bevölkerung stattgefunden.

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